” (1898)
Da rief ihnen Volker entgegen gleich zur Hand:
“Was geht ihr so gewaffnet, ihr Degen auserkannt?
Wollt ihr morden reiten, ihr in Kriemhilds Bann?
So nehmt mich zur Hilfe und meinen Heergesellen an.” (1899)
Niemand gab Antwort; zornig war sein Mut:
“Pfui, ihr verzagten Wichter,” so sprach der Degen gut;
“Im Schlaf uns zu ermorden, schlicht ihr dazu heran?
Das ward so guten Helden bisher noch selten getan.” (1900)
Da ward auch die Mдre der Kцnigin bekannt
Vom Abzug ihrer Boten: Wie schwer sie das empfand!
Da fьgte sie es anders; gar grimmig war ihr Mut.
Das mussten bald entgelten viel der Helden kьhn und gut. (1901)
31. Abenteuer
Wie die Herren zur Kirche gingen
“Mir wird so kьhl im Harnisch,” sprach der Fiedeler,
“Als ob die Nacht nicht lдnger wдhren wolle mehr:
Ich fьhl es an den Lьften, es ist nicht weit vom Tag.”
Da weckten sie gar manchen, der da im Schlafe noch lag (1902)
Da schien der lichte Morgen den Gдsten in den Saal.
Hagen begann zu fragen die Ritter allzumal,
Ob sie zu dem Mьnster zur Messe wollten gehn?
Nach Site bei den Christen erscholl der Glocken Getцn. (1903)
Der Gesang war ungleich; kein Wunder mocht es sein,
Dass Christen mit Heiden nicht stimmen ьberein.
Da wollten zu der Kirche die in Gunthers Lehn:
Man sah sie von den Betten all zumal da erstehn. (1904)
Da schnьrten sich die Recken in also gut Gewand,
Dass wohl niemals Helden in eines Kцnigs Land
Bessre Kleider brachten Hagen war es leid:
Er sprach: “Ihr tдtet besser und trьget Kleider zum Streit. (1905)
Nun ist euch zur Genьge die Mдre wohl bekannt:
Drum traget statt der Rosen die Waffen an der Hand;
Statt wohl gesteinter Hьte die lichten Helme gut,
Da wir so wohl erkennen der argen Kriemhilde Mut. (1906)
Wir mьssen heute streiten, das will ich euch sagen.
Statt seidner Hemden sollt ihr Halsbergen tragen;
Statt der reichen Mдntel die guten Schilde breit,
Wenn jemand mit euch zьrnet, dass ihr in der Wehr seid. (1907)
Meine leiben Herren, ihr Freunde wie mein Bann,
Geht nun zu dem Mьnster williglich heran
Und klaget Gott dem reichen eure Sorg und Not;
Denn wisset unbezweifelt, es naht uns allen der Tod. (1908)
Ihr sollt auch nicht vergessen was von euch geschah,
Und steht andдchtgen Herzens vor euerm Gotte da.
Daran will ich euch mahnen, ihr guten Recken hehr;
Es wend' es Gott denn anders, so hцrt ihr keine Messe mehr.” (1909)
Sie gingen zu dem Mьnster die Fьrsten wie ihr Lehn.
Auf dem heilgen Friedhof, da hieЯ sie stille stehn
Hagen der kьhne, damit man sie nicht schied.
Er sprach: “Noch weiЯ ja niemand, was von den Heunen geschieht. (1910)
“Legt, meine Freunde, die Schilde vor den FuЯ
Und lohnt es, heut euch jemand feindlichen GruЯ,
Mit tiefen Todeswunden; das ist was Hagen rдt:
So werdet ihr befunden wies euch am Lцblichsten steht.” (1911)
Volker und Hagen, die beiden gingen dann
Vor das weite Mьnster. Das ward darum getan,
Weil sie schauen wollten, ob sich die Kцngin hehr
Mit ihnen drдngen mьsse: Sie zьrnten ihr beide sehr. (1912)
Da kam der Wirt des Landes und auch sein schцnes Weib;
Mit reichem Gewande geziert war ihr Leib.
Manchen schnellen Degen sah man mit ihm fahren;
Da flog der Staub zur Hцhe von der Kriemhilde Scharen. (1913)
Als der reiche Kцnig so wohl gewaffnet sah
Die Kцnge nebst dem Volke, wie balde sprach er da:
“Was seh ich meine Freunde unter Helmen gehn?
Leid wдr mir meiner Treue, wдr ihnen Leid hier geschehn. (1914)
Das wollt ich ihnen bьЯen, wie es sie dдuchte gut.
Wenn ihnen wer beschwerte das Herz und auch den Mut,
So lass ich sie wohl schauen mir sei es wahrlich leid:
Was sie gebieten mцgen, dazu bin ich gern bereit.” (1915)
Zur Antwort gab ihm Hagen: “Uns ist kein Leid geschehn.
Es ist der Herren Sitte, dass sie gewaffnet gehn
Bei Hofgelagen immer zu dreien vollen Tagen.
Was uns hier geschдhe, wir wьrden es Etzeln klagen.” (1916)
Wohl hцrte Kriemhilde Hagens Rede da.
Wie feindlich sie dem Degen unter die Augen sah!
Sie wollte doch nicht melden den Brauch in ihrem Land,
So lang sie den auch hatte bei den Burgonden gekannt. (1917)
Wie grimm und stark sie ihnen entgegen wдre,
Hдtte jemand Etzeln gesagt die Mдre,
Er hдtt es wohl gewendet, was nun doch geschah:
In hohem Ьbermute verschwiegen sie es alle da. (1918)
Da schritt mit vielem Volke die Kцngin nach der Tьr:
Da wollten diese beide nicht weichen von ihr
Zweier Hдnde Breite: Das war den Heunen leid.
Da musste sie sich drдngen mit den Helden allbereit. (1919)
Etzels Kдmmerlinge, die dдuchte das nicht gut:
Da hдtten sie den Recken gern erzьrnt den Mut,
Wenn sie gedurft hдtten vor dem Kцnig hehr.
Da gab es groЯ Gedrдnge und doch nichts anderes mehr. (1920)
Als nach dem Gottesdienste man heim zu ziehn begann,
Da kam gar bald geritten mancher Heunenmann.
Da war bei Kriemhilden manche schцne Maid:
Wohl siebentausend Degen gaben der Kцnigin Geleit, (1921)
Kriemhild mit ihren Frauen in den Fenstern saЯ
Bei Etzeln dem reichen; gerne sah er das.
Sie wollten reiten sehen die Helden auserkannt:
Hei! Was man fremder Recken vor ihnen auf dem Hofe fand! (1922)
Da war auch mit den Knechten der Marschall gekommen:
Der kьhne Dankwart hatte zu sich genommen
Seines Herrn Gesinde von Burgondenland:
Die Rosse man gesattelt von kьhnen Niblungen fand. (1923)
Als zu Rosse kamen die Fьrsten und ihr Bann,
Volker der starke hub zu raten an,
Sie sollten buhurdieren nach ihres Landes Sitten.
Da wurde von den Helden bald gar herrlich geritten. (1924)
Was der Held geraten, niemanden des verdross.
Das Kampfspiel und das Schallen wurden beide groЯ.
Zu dem weiten Hofe kam da mancher Mann;
Etzel und Kriemhilde, die schauten alles mit an. (1925)
Auf den Buhurd kamen sechshundert Degen,
Dietrichens Recken, den Gдsten entgegen.
Mit den Burgonden wollten sie sich im Spiel ergehn;
Hдtt es ihr Herr vergцnnet, so wдr es gerne geschehn. (1926)
Hei! Was gute Degen ritten da heran!
Dieterich dem Herren ward es kund getan.
Mit Gunthers Ingesinde das Spiel er ihnen verbot:
Er schonte seiner Leute; das tat ihm sicherlich Not. (1927)
Als vom Platze schieden die dem Berner untertan,
Kamen von Bechlaren die im Rьdgers Bann,
Fьnfhundert unter Schilden, vor den Saal geritten;
Leid wars dem Markgrafen; er hдtt es gern nicht gelitten. (1928)
Da ritt der Degen weislich zu ihnen durch die Schar
Und sagte seinen Degen: Sie wьrden wohl gewahr,
Dass im Unmut wдren die in Gunthers Bann:
Wenn sie das Wettspiel lieЯen, so sei ihm Liebes getan. (1929)
Als von ihnen schieden die Helden unverzagt,
Die Thьringer kamen, wie man uns hat gesagt,
Und vom Dдnenlande wohl tausend kьhner Degen:
Von Stichen sah man fliegen viel der Splitter allerwegen. (1930)
Irnfried und Hawart in das Kampfspiel ritten:
Ihrer harrten die vom Rheine mit hochfдhrtgen Sitten.
Sie tjosteten mit denen von Thьringerland:
Durchbohrt von Stichen wurde mancher schцne Schildesrand. (1931)
Da kam der Degen Blцdel, dreitausend in der Schar.
Etzel und Kriemhilde nahmen sein wohl wahr,
Weil vor ihnen beiden das Ritterspiel geschah.
Die Kцnigin es gerne aus Hass zu den Burgonden sah. (1932)
* Sie gedacht in ihrem Sinne, wie es schier auch wдr geschehn:
“Tдten sie wem Leides, so dьrft ich mich versehn,
Dass es zum Ernste kдme: An den Feinden mein
Wьrd ich dann gerochen, des wollt ich ohne Sorge sein.” (1933)
Schrutan und Gibeke auf den Buhurd ritten,
Ramung und Hornbog, nach heunischen Sitten.
Sie hielten vor den Helden aus Burgondenland:
Da flogen auf die Schдfte hoch ьber des Saales Wand. (1934)
* Wie da die andern ritten, das war nur eitler Schall.
Von StцЯen auf die Schilde den Pallas und den Saal
Hцrte man ertosen durch die in Gunthers Bann.
Das Lob sich sein Gesinde mit groЯen Ehren gewann. (1935)
Da ward die Kurzweile so mдchtig und so groЯ.
Dass den Satteldecken der blanke SchweiЯ entfloss
Von den guten Rossen, so die Helden ritten:
Sie versuchten an den Heunen sich mit hochfдhrtgen Sitten. (1936)
Da sprach der kьhne Volker, der edle Fiedelmann:
“Zu zag sind diese Degen, sie greifen uns nicht an.
Ich hцrte immer sagen, sie hassten uns so sehr:
Nun wдr die Zeit gelegen, es fьgt sich ihnen so nicht mehr.” (1937)
“Wieder zu den Stдllen,” sprach da Volker,
“Ziehe man die Rosse; wir reiten wohl noch mehr
In den Abendstunden, kommt dazu die Zeit:
Ob dann wohl den Burgonden den Preis die Kцnigin beut?” (1938)
Da sahn sie einen reiten so zierlich daher,
Wie im Heunenlande wohl kein andrer mehr:
Vielleicht in den Zeiten hatt er ein Liebchen traut:
Er ritt so schmuck gekleidet als eines edeln Ritters Braut. (1939)
Da sprach wieder Volker: “Wie blieb das ungetan?
Jener Frauenliebling muss einen StoЯ empfahn.
Das mag hier niemand wenden, es geht ihm an den Leib:
Nicht frag ich, ob drum zьrne dem Kцnig Etzel sein Weib.” (1940)
“Nicht doch! Bei meiner Liebe,” der Kцnig gleich begann,
“Man wird uns darum tadeln, greifen wir sie an:
Die Heunen lasst beginnen, es kommt wohl noch dahin.”
Noch saЯ Kцnig Etzel am Fenster bei der Kцnigin. (1941)
Ich will das Kampfspiel mehren,” sprach Hagen dagegen,
“Lasst die Frauen sehen und alle diese Degen
Wie wir reiten kцnnen; das ist wohlgetan:
Man gibt doch wenig Lobes den Recken hier in Gunthers Bann.” (1942)
Volker der Schnelle ritt wieder in den Streit.
Da schuf er mancher Fraue groЯes Herzeleid:
Er stach dem reichen Heunen der Speer durch den Leib:
Das sah man bald beweinen manche Maid und manches Weib. (1943)
Da kam in groЯer Eile Hagen mit seinem Bann:
Mit sechzig seiner Degen zu reiten hub er an
Zu dem Fiedelspieler hin wo das Spiel geschah;
Etzel mit Kriemhilden das alles wohl ьbersah. (1944)
Da lieЯen die drei Kцnige den kьhnen Fiedler gut
Unter seinen Feinden nicht lдnger ohne Hut.
Da ward von tausend Helden mit groЯer Kunst geritten;
Sie taten was sie lьstete mit gar hochfдhrtgen Sitten. (1945)
Als der reiche Heune zu Tode war geschlagen,
Vernahm man seiner Freunde Wehruf und Klagen.
Da fragte das Gesinde: “Wer hat das getan?”
Man sprach: “Das tat der Fiedler, Volker der kьhne Spielmann.” (1946)
Nach Schwertern und nach Schilden riefen gleich zur Hand
Des Markgrafen Freunde von der Heunen Land.
Zu Tode schlagen wollten sie da den Fiedelmann;
Der Wirt von seinem Fenster daher zu eilen begann. (1947)
Da hob sich von den Heunen Lдrm und lauter Schall.
Abstiegen mit dem Volke die Kцnge vor dem Saal;
Zurьck die Rosse stieЯen die in Gunthers Bann.
Da kam der Kцnig Etzel den Streit zu schlichten heran. (1948)
Einem Vetter dieses Heunen, den er bei ihm fand,
Eine scharfe Waffe riss er dem aus der Hand
Und schlug sie all zurьcke; er war in groЯem Zorn:
“Wie hдtt ich meine Dienste an diesen Helden verlorn, (1949)
Wenn mir erschlagen wдre dieser Fiedelmann,”
Sprach der Kцnig Etzel, “ihr hдttet missgetan.
Als er erstach den Heunen, sein Reiten wohl ich sah,
Dass es durch ein Straucheln ohne seine Schuld geschah. (1950)
Ihr sollt meine Gдste mit Frieden lassen ziehn.”
So ward er ihr Geleite. Die Rosse zog man hin
Zu den Herbergen; sie hatten manchen Knecht,
Der den Degen fleiЯiglich zu allen Diensten ward gerecht. (1951)
Der Wirt mit seinen Freunden ging zum Saal zurьck;
Da regte sich kein Zьrnen mehr von seinem Blick.
Man richtete die Tische, das Wasser man auch trug:
Da hatten die vom Rheine der starken Feinde genug. (1952)
* Unlieb war es Etzeln, doch folgte manche Schar
Den Fьrsten, die mit Waffen wohl versehen war,
Im Unmut auf die Gдste, als man zu Tische ging,
Den Freund bedacht zu rдchen, wenn es gьnstge Zeit verhing. (1953)
* “Dass ihr in Waffen lieber zu Tische geht als bloЯ,”
Sprach der Wirt des Landes, “die Unart ist zu groЯ:
“Wer aber an den Gдsten den kleinsten Frevel wagt,
Es kostet ihm das Leben: Das sei euch Heunen gesagt.” (1954)
Bevor sie niedersaЯen, die Herrn, das wдhrte lang,
Weil zu sehr mit Sorgen Frau Kriemhilde rang.
Sie sprach: “Fьrst von Berne, heute muss ich flehn
Bei dir um rat und Hilfe; meine Sachen дngstlich stehn.” (1955)
Zur Antwort gab ihr Hildebrand, ein Recke lobeswert:
“Wer schlдgt die Nibelungen, dem lieh ich nicht mein Schwert:
Um aller Schдtze willen; es wird ihm wahrlich leid:
Sie sind noch unbezwungen, die schnellen Ritter allbereit.” (1956)
* “Ich rede nur von Hagen; der hat mir leid getan:
Er erschlug Siegfrieden, meinen lieben Mann.
Wer den von ihnen schiede, dem wдr mein Gold bereit;
Entgдlt es anders jemand, das wдr mir inniglich leid.” (1957)
* Da sprach Meister Hildebrand: “Wie mцchte das geschehn,
Den ihnen zu erschlagen? Ihr solltets selber sehn:
Bestьnde man den Degen, so gдb es eine Not,
Dass Arme so wie Reiche dabei erwьrben den Tod.” (1958)
Da sprach wohl gezogen dazu Herr Dieterich:
“Verschont, reiche Kцnigin, mit solchen Reden mich:
Mir ist von euern Freunden kein solches Leid geschehn,
Dass ich die kьhnen Degen im Streit sollte bestehn. (1959)
“Die Bitte ehrt euch wenig, viel edel Fьrstenweib,
Dass ihr verraten mцchtet eurer Freunde Leid.
Sie kamen euch auf Gnade hieher in dieses Land:
Siegfried bleibt ungerochen wohl von Dietrichens Hand.” (1960)
Als sie keine Untreu bei dem Berner fand,
Versprach sie unsдumig in Degen Blцdels Hand
Eine weite Landschaft, die Nudung einst besaЯ:
Spдter schlug ihn Dankwart, dass er der Gabe gar vergaЯ. (1961)
Sie sprach: “Du sollst mir helfen, mein Bruder Blцdelein.
Es sind in diesem Hause die groЯe Feinde mein,
Sie Siegfrieden schlugen, meinen lieben Mann:
Wer mir das rдchen hьlfe, dem wдr ich immer untertan.” (1962)
Zur Antwort gab ihr Blцdel: “Fraue, wisset das,
Ich darf an euern Freunden nicht ьben meinen Hass,
Weil sie mein Bruder Etzel so gerne sehen mag:
Tдt ich ihnen Leides, der Kцnig trьg mirs immer nach.” (1963)
“Nicht doch, Degen Blцdel, ich bin dir immer hold:
Ich gebe dir zum Lohne mein Silber und mein Gold
Und eine schцne Fraue, Nudungens Weib:
So magst du immer kosen ihren minniglichen Leib. (1964)
Das Land samt den Burgen will ich dir alles geben:
So magst du, edler Ritter, mit Freuden immer leben,
Wenn du das Land gewinnest, das Nudung einst besaЯ;
Was ich dir jetzt gelobe, mit Treue leist ich dir das.” (1965)
Als der Herre Blцdel vernommen von dem Sold,
Und ihm durch ihre Schцne gefiel die Fraue hold,
Wollt er im Kampf verdienen das minnigliche Weib.
Darob verlieren musste der Degen Leben und Leib. (1966)
Da sprach er zu der Kцnigin: “Geht wieder in den Saal.
Eh man es inne werde, erheb ich groЯen Schall;
Hagen muss es bьЯen was er euch hat getan:
Ich bring euch gebunden Kцnig Gunthers Untertan.” (1967)
“Nun waffnet euch,” sprach Blцdel, “ihr all in meinem Lehn,
Lasst uns zu den Feinden in die Herberge gehn.
Mir will es nicht erlassen Kцnig Etzels Weib:
Wir Helden mьssen alle verwagen Leben und Leib.” (1968)
Als den Degen Blцdel entlieЯ die Kцnigin,
Dass er den Streit beginne, ging sie zu Tische hin
Mit Etzeln dem Kцnige und mit seinem Bann:
Sie hatte schlimme Rдte wider die Gдste getan. (1969)
* Wie sie zu Tische gingen, das will ich euch sagen:
Man sah reiche Kцnige ihr vor die Krone tragen;
Manchen hohen Fьrsten und viel der werten Degen
Sah man hehrer Sitte vor der Kцnigin pflegen. (1970)
* Der Kцnig wies den Gдsten die Sitze ьberall,
Den Hцchsten und den Besten neben sich im Saal.
Den Christen und den Heiden die Kost er unterschied;
Man gab die Fьlle beiden, wie es der weise Kцnig riet. (1971)
* In den Herbergen aЯen die Knecht in Gunthers Bann.
Truchsesse wies man sie zu verpflegen an:
Die hatten sie zu speisen groЯen FleiЯ gepflogen.
Die Bewirtung und die Freude ward bald mit Jammer aufgewogen. (1972)
Als nichts anders mochte begonnen sein der Streit,
(In ihrem Herzen begraben war Kriemhilds altes Leid;
Da hieЯ sie zu den Tischen tragen Etzels Sohn:
Wie konnt ein Weib aus Rache wohl jemals freislicher tun? (1973)
Von Etzels Leuten kamen viere gleich daher
Und brachten Ortlieben, den jungen Kцnig hehr,
An den Tisch der Fьrsten, wo auch Hagen saЯ:
Das Kind must ersterben durch seinen mordlichen Hass. (1974)
Als der reiche Kцnig seinen Sohn ersah,
Zu seiner Frauen Brьdern gьtlich sprach er da:
“Schauet, meine Freunde, das ist mein einzig Kind,
Und das eurer Schwester; das sei euch allen hold gesinnt. (1975)
“Gerдt er nach dem Stamme, er wird ein kьhner Mann,
Reich und voll Adel, stark und wohlgetan.
Erleb ich es, ich geb ihm zwцlf reicher Kцnge Land,
So tut euch wohl noch Dienste des jungen Ortliebes Hand. (1976)
“Darum will ich euch bitten, lieben Freunde mein,
Wenn ihr nach Hause wieder reitet an den Rhein,
Dass ihr mit euch nehmet eurer Schwester Kind;
Und seid auch dem Knaben immer gnдdiglich gesinnt: (1977)
“Erzieht ihn nach Ehren bis er gerдt zum Mann:
Hat euch in euerm Lande jemand ein Leid getan,
So hilft er euch es rдchen, erwuchs ihm erst der Leib.”
Die Rede hцrte Kriemhild wohl, des Kцnig Etzels Weib. (1978)
“Ihm sollten wohl vertrauen alle diese Degen,
Wenn er zum Mann erwьchse,” sprach Hagen dagegen;
“Doch ist der junge Kцnig so schwдchlich anzusehn:
Man wird mich selten schauen nach Hof zu Ortlieben gehn.” (1979)
Der Kцnig blickt' auf Hagen; die Rede war ihm leid.
Wenn er auch nichts entgegnete, der Kцnig allbereit,
Es schmerzt' ihn in der Seele und trьbte seinen Mut.
Da waren Hagens Sinne zu keiner Kurzweile gut. (1980)
Es schmerzte wie den Kцnig sein fьrstlich Ingesind
Was Hagen da gesprochen hatte von dem Kind.
Dass sie's vertragen sollten, ging ihnen allen nah;
Noch konnten sie nicht wissen, was von dem Recken bald geschah. (1981)
* Gar manche, die es hцrten und die ihm trugen Groll,
Hдtten ihn gern bestanden; der Kцnig selber wohl,
Wenn er mit Ehren durfte, so kдm der Held in Not.
Bald tat ihm Hagen Дrgeres, er schlug ihn vor seinen Augen tot. (1982)
32. Abenteuer
Wie Blцdel erschlagen ward
Blцdels Recken standen gerьstet allzumal.
In tausend Halsbergen ereilten sie den Saal,
Wo Dankwart mit den Knechten an den Tischen saЯ:
Da hob sich unter Helden der allergrцЯeste Hass. (1983)
Als der Degen Blцdel zu den Tischen ging,
Dankwart der Marschall mit GruЯ ihn wohl empfing;
“Willkommen hier im Hause, mein Herre Blцdelein;
Mich wundert euer Kommen: Sagt, was soll die Mдre sein?” (1984)
“HeiЯ mich nicht willkommen,” sprach da Blцdelein;
“Denn dieses mein Kommen, das soll dein Ende sein
Um Hagen deinen Bruder, der Siegfrieden schlug:
Das entgiltst du bei den Heunen und andre Degen genug.” (1985)
“Nicht doch, Degen Blцdel,” sprach da Dankwart,
“So mцchte bald uns reuen zu Hofe diese Fahrt.
Ich war ein Kind, als Siegfried Leben lieЯ und Leib:
Nicht weiЯ ich was mir wolle dem Kцnig Etzel sein Weib.” (1986)
“Ich weiЯ dir von der Mдre weiter nichts zu sagen;
Es tatens deine Freunde, Gunther und Hagen.
Nun wehrt euch, ihr Armen, ihr kцnnt nicht lдnger leben;
Ihr mьsst mit dem Tode ein Pfand hier Kriemhilden geben.” (1987)
“Lasst ihrs nicht unterbleiben,” sprach da Dankwart,
“So gereut mich meines Flehens: Hдtt ich das gespart!”
Der schnelle kьhne Degen von dem Tische sprang:
Er zog eine Waffe, die war gewaltig und lang. (1988)
Damit schlug er Blцdeln einen schwinden Schwertesschlag,
Dass ihm das Haupt zur Stelle vor den FьЯen lag.
“Das sei die Morgengabe,” sprach Dankwart der Degen,
“Zu Nudungens Witwe, der du mit Minne wolltest pflegen. (1989)
Vermдhle man sie morgen einen andern Mann:
Will er den Lohn erwerben, wird ihm wie dir getan.”
Ein vielgetreuer Heune hatt ihm das gesagt,
Wie die Kцnigstochter ihr groЯes Leid ihm geklagt. (1990)
Da sahen Blцdels Leute, ihr Herr sei erschlagen;
Sie wollten von den Gдsten das lдnger nicht ertragen:
MIt aufgehobnen Schwertern drang auf sie ein
Das Volk in grimmem Mute; das musste manchen gereun. (1991)
Laut rief da Dankwart sein Heergesinde an:
“Ihr seht wohl, edle Knechte, es ist um uns getan:
Nun wehrt euch, ihr Armen; fьrwahr, das tut uns Not,
Damit ihr ohne Schanden erliegt in wehrlichem Tod.” (1992)
Die keine Schwerter hatten, die griffen nach der Bank,
Und hoben von den FьЯen manchen Schemel lang;
Die Burgondenknechte wollten nichts ertragen:
Da ward mit schweren Stьhlen gar manche Beute geschlagen. (1993)
Wie grimm die Heimatlosen sich wehrten in dem StrauЯ!
Sie trieben zu dem Hause die Gewaffneten hinaus:
Fьnfhundert oder drьber erlagen drin den Tod.
Da war das Heergesinde vom Blute nass und auch rot. (1994)
Diese schlimme Botschaft drang in kurzer Zeit
Zu Kцnigs Etzels Recken (ihnen war es grimmig leid),
Dass erschlagen liege Blцdel und sein Bann:
Das hatte Hagens Bruder mit seinen Knechten getan. (1995)
Eh es der Kцnig hцrte stand schon ein Heunenheer
In seinem Zorn gerьstet, zweitausend oder mehr:
Sie gingen zu den Knechten, wohl musst es also sein,
Und lieЯen des Gesindes nicht einen lдnger gedeihn. (1996)
Die Ungetreuen brachten vor das Haus ein mдchtig Heer:
Die heimatlosen Knechte standen wohl zur Wehr.
Was half da Kraft und Kьhnheit? Sie fanden doch den Tod.
Darauf nach kurzer Weile erhob sich schreckliche Not. (1997)
Nun mцgt ihr Wunder hцren von Ungeheuerm sagen:
Neuntausend Knechte, die lagen tot erschlagen,
Darьber zwцlf Ritter in Dankwartens Lehn;
Man sah ihn ganz alleine unter seinen Feinden stehn. (1998)
Beschwichtigt war das Schallen, der Lдrm war eingestellt,
Ьber die Achsel blickte Dankwart der Held:
Er sprach: “O weh der Freunde, die ich fallen sah!
Nun steh ich leider einsam unter meinen Feinden da.” (1999)
Die Schwerter fielen heftig auf des einen Leib:
Das musste bald beweinen manches Helden Weib.
Den Schild rьckt' er hцher, den Riemen lieЯ er nieder:
Da fдrbt' er viel Harnische mit flieЯendem Blute wieder. (2000)
“O weh mir dieses Leides!”, sprach Aldrianens Kind.
“Nun weicht, ihr Heunenrecken und lasst mich an den Wind,
Dass die Lьfte kьhlen mich sturmmьden Mann.”
Da drang er auf die Tьre unter Schlдgen herrlich an. (2001)
Als der Streitmьde aus dem Hause sprang,
Wie manches Schwert von neuem auf seinem Helm erklang!
Die nicht gesehen hatten die Wunder seiner Hand,
Die sprangen da entgegen dem aus Burgondenland. (2002)
“Nun wollte Gott,” sprach Dankwart, “dass mir ein Bote kдm,
Durch den mein Bruder Hagen diese Mдr vernдhm,
Dass ich vor diesen Recken steh in solcher Not.
Der hьlfe mir von hinnen oder fдnde mit den Tod.” (2003)
Da sprachen die Heunen: “Der Bote musst du sein,
Wenn wir dich Toten tragen vor den Bruder dein:
Dann sieht sein erstes Herzeleid Gunthers Untertan.
Du hast den Kцnig Etzel hier groЯen Schaden getan.” (2004)
Er sprach: “Nun lasst das Drohen und weichet desto mehr.
Wohl mach ich hier noch manchem den Panzer nass und schwer
Ich will die Mдre selber hin zu Hofe tragen,
Und will auch meinen Herren meinen groЯen Kummer klagen.” (2005)
Er machte sich so furchtbar dem Volk in Etzels Lehn,
Dass sie ihn mit Schwertern nicht wagten zu bestehn:
Sie schossen so viel SpieЯe in seinen Schildesrand,
Er musst ihn seiner Schwere wegen lassen aus der Hand. (2006)
Sie wдhnten ihn zu zwingen, weil er den Schild nicht trug,
Hei, was er tiefer Wunden durch die Helme schlug!
Da musste vor ihm straucheln mancher kьhne Mann,
Dass sich viel hohen Lobes der kьhne Dankwart gewann. (2007)
Von beiden Seiten sprangen die Gegner auf ihn zu;
Wohl kamen ihrer manche in den Streit zu frьh
Da ging er vor den Feinden her, wie ein Eberschwein
Im Walde tut vor Hunden: Wie mocht er wohl kьhner sein? (2008)
Sein Weg ward immer wieder genдsst mit heiЯem Blut:
Konnte je alleine ein Recke wohl so gut
Mit seinen Feinden streiten, als der Held getan?
Da schritt Hagens Bruder nach Hofe herrlich heran. (2009)
Die Truchsess und die Schenken vernahmen Schwerterklang:
Gar mancher die Getrдnke aus den Hдnden schwang,
Oder auch die Speisen, die man zu Hofe trug:
Da fand er vor der Stiege der starken Feinde genug. (2010)
“Wie nun, ihr Truchsesse?”, sprach der mьde Degen,
“Nun solltet ihr die Gдste fleiЯiglich verpflegen,
Und solltet zu den Tischen die gute Speise tragen
Und lieЯet mich die Mдre meinen lieben Herren sagen.” (2011)
Wer da den Mut gewonnen und vor die Stieg ihm sprang,
Deren schlug er manchen so schweren Schwertesschwang,
Dass ihm aus Schreck die andern lieЯen freie Bahn:
Da hatten seien Krдfte viel groЯe Wunder getan. (2012)
33. Abenteuer
Wie die Burgonden mit den Heunen stritten
Als der kьhne Dankwart unter die Tьre trat
Und Etzels Ingesinde zurьckzuweichen bat,
Da war mit Blut beronnen all sein Rьstgewand;
Eine scharfe Waffe trug er bloЯ an seiner Hand. (2013)
* Gerade zu der Stunde als Dankwart trat zur Tьr,
Trug man Ortlieben im Saale fьr und fьr
Von einem Tisch zum andern den Fьrsten wohlgeboren:
Durch seine schlimme Botschaft ging das Kindlein verloren. (2014)
Hellauf rief da Dankwart einem Degen zu:
“Ihr sitzet allzu lange, Bruder Hagen, in Ruh;
Euch und Gott vom Himmel klag ich unsre Not;
Ritter und Gesinde sind in der Herberge tot.” (2015)
Da rief ihm der entgegen: “Wer hat das getan?”
“Das hat der Degen Blцdel mit seinem Heeresbann.
Auch hat ers schwer vergolten, das will ich euch sagen:
Mit diesen Hдnden hab ich ihm sein Haupt abgeschlagen.” (2016)
“Der Schaden ist geringe,” sprach Hagen dagegen,
“Wenn man solche Mдre sagt von einem Degen,
Dass er von Reckenhдnden zu Tode sei geschlagen:
Den sollen desto minder die schцnen Frauen beklagen. (2017)
“Nun sagt mir, Bruder Dankwart, wie seid ihr so rot?
Ich glaube schier, ihr leidet von Wunden groЯe Not:
Ist einer in dem Lande, von dem euch das geschehn?
Der ьble Teufel helfe dem: Es muss ihm an sein Leben gehn.” (2018)
“Noch bin ich unverwundet: Mein Kleid ist nass von Blut;
Das floss nur aus Wunden andrer Degen gut,
Deren ich so manchen heute hab erschlagen,
Wenn ichs beschwцren sollte, die Zahl nicht wьsst ich zu sagen.” (2019)
Da sprach er: “Bruder Dankwart, so hьtet uns der Tьr
Und lasst von den Heunen nicht einen Mann herfьr:
So red ich mit den Recken wie uns zwingt die Not:
Unser Ingesinde litt unverdient durch sie den Tod.” (2020)
“Soll ich Kдmmrer werden?”, sprach der kьhne Mann,
“Bei so reichen Kцnigen steht mir das Amt wohl an:
Der Stiege will ich hьten nach allen Ehren mein.”
Kriemhildens Recken konnte das nicht leider sein. (2021)
“Nun mцcht ich doch wissen,” sprach wieder Hagen,
“Was die Heunendegen sich in die Ohren sagen:
Sie mцchten sein entbehren, der hier die Tьr bewacht,
Und der die Hofmдren den Burgonden hat gebracht. (2022)
“Ich hцrte schon lange von Kriemhilden sagen,
Dass sie nicht ungerochen ihr Herzleid wolle tragen;
Nun trinken wir die Minne und zahlen des Kцnigs Wein:
Der junge Vogt der Heunen, der muss der allererste sein.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58
Da rief ihnen Volker entgegen gleich zur Hand:
“Was geht ihr so gewaffnet, ihr Degen auserkannt?
Wollt ihr morden reiten, ihr in Kriemhilds Bann?
So nehmt mich zur Hilfe und meinen Heergesellen an.” (1899)
Niemand gab Antwort; zornig war sein Mut:
“Pfui, ihr verzagten Wichter,” so sprach der Degen gut;
“Im Schlaf uns zu ermorden, schlicht ihr dazu heran?
Das ward so guten Helden bisher noch selten getan.” (1900)
Da ward auch die Mдre der Kцnigin bekannt
Vom Abzug ihrer Boten: Wie schwer sie das empfand!
Da fьgte sie es anders; gar grimmig war ihr Mut.
Das mussten bald entgelten viel der Helden kьhn und gut. (1901)
31. Abenteuer
Wie die Herren zur Kirche gingen
“Mir wird so kьhl im Harnisch,” sprach der Fiedeler,
“Als ob die Nacht nicht lдnger wдhren wolle mehr:
Ich fьhl es an den Lьften, es ist nicht weit vom Tag.”
Da weckten sie gar manchen, der da im Schlafe noch lag (1902)
Da schien der lichte Morgen den Gдsten in den Saal.
Hagen begann zu fragen die Ritter allzumal,
Ob sie zu dem Mьnster zur Messe wollten gehn?
Nach Site bei den Christen erscholl der Glocken Getцn. (1903)
Der Gesang war ungleich; kein Wunder mocht es sein,
Dass Christen mit Heiden nicht stimmen ьberein.
Da wollten zu der Kirche die in Gunthers Lehn:
Man sah sie von den Betten all zumal da erstehn. (1904)
Da schnьrten sich die Recken in also gut Gewand,
Dass wohl niemals Helden in eines Kцnigs Land
Bessre Kleider brachten Hagen war es leid:
Er sprach: “Ihr tдtet besser und trьget Kleider zum Streit. (1905)
Nun ist euch zur Genьge die Mдre wohl bekannt:
Drum traget statt der Rosen die Waffen an der Hand;
Statt wohl gesteinter Hьte die lichten Helme gut,
Da wir so wohl erkennen der argen Kriemhilde Mut. (1906)
Wir mьssen heute streiten, das will ich euch sagen.
Statt seidner Hemden sollt ihr Halsbergen tragen;
Statt der reichen Mдntel die guten Schilde breit,
Wenn jemand mit euch zьrnet, dass ihr in der Wehr seid. (1907)
Meine leiben Herren, ihr Freunde wie mein Bann,
Geht nun zu dem Mьnster williglich heran
Und klaget Gott dem reichen eure Sorg und Not;
Denn wisset unbezweifelt, es naht uns allen der Tod. (1908)
Ihr sollt auch nicht vergessen was von euch geschah,
Und steht andдchtgen Herzens vor euerm Gotte da.
Daran will ich euch mahnen, ihr guten Recken hehr;
Es wend' es Gott denn anders, so hцrt ihr keine Messe mehr.” (1909)
Sie gingen zu dem Mьnster die Fьrsten wie ihr Lehn.
Auf dem heilgen Friedhof, da hieЯ sie stille stehn
Hagen der kьhne, damit man sie nicht schied.
Er sprach: “Noch weiЯ ja niemand, was von den Heunen geschieht. (1910)
“Legt, meine Freunde, die Schilde vor den FuЯ
Und lohnt es, heut euch jemand feindlichen GruЯ,
Mit tiefen Todeswunden; das ist was Hagen rдt:
So werdet ihr befunden wies euch am Lцblichsten steht.” (1911)
Volker und Hagen, die beiden gingen dann
Vor das weite Mьnster. Das ward darum getan,
Weil sie schauen wollten, ob sich die Kцngin hehr
Mit ihnen drдngen mьsse: Sie zьrnten ihr beide sehr. (1912)
Da kam der Wirt des Landes und auch sein schцnes Weib;
Mit reichem Gewande geziert war ihr Leib.
Manchen schnellen Degen sah man mit ihm fahren;
Da flog der Staub zur Hцhe von der Kriemhilde Scharen. (1913)
Als der reiche Kцnig so wohl gewaffnet sah
Die Kцnge nebst dem Volke, wie balde sprach er da:
“Was seh ich meine Freunde unter Helmen gehn?
Leid wдr mir meiner Treue, wдr ihnen Leid hier geschehn. (1914)
Das wollt ich ihnen bьЯen, wie es sie dдuchte gut.
Wenn ihnen wer beschwerte das Herz und auch den Mut,
So lass ich sie wohl schauen mir sei es wahrlich leid:
Was sie gebieten mцgen, dazu bin ich gern bereit.” (1915)
Zur Antwort gab ihm Hagen: “Uns ist kein Leid geschehn.
Es ist der Herren Sitte, dass sie gewaffnet gehn
Bei Hofgelagen immer zu dreien vollen Tagen.
Was uns hier geschдhe, wir wьrden es Etzeln klagen.” (1916)
Wohl hцrte Kriemhilde Hagens Rede da.
Wie feindlich sie dem Degen unter die Augen sah!
Sie wollte doch nicht melden den Brauch in ihrem Land,
So lang sie den auch hatte bei den Burgonden gekannt. (1917)
Wie grimm und stark sie ihnen entgegen wдre,
Hдtte jemand Etzeln gesagt die Mдre,
Er hдtt es wohl gewendet, was nun doch geschah:
In hohem Ьbermute verschwiegen sie es alle da. (1918)
Da schritt mit vielem Volke die Kцngin nach der Tьr:
Da wollten diese beide nicht weichen von ihr
Zweier Hдnde Breite: Das war den Heunen leid.
Da musste sie sich drдngen mit den Helden allbereit. (1919)
Etzels Kдmmerlinge, die dдuchte das nicht gut:
Da hдtten sie den Recken gern erzьrnt den Mut,
Wenn sie gedurft hдtten vor dem Kцnig hehr.
Da gab es groЯ Gedrдnge und doch nichts anderes mehr. (1920)
Als nach dem Gottesdienste man heim zu ziehn begann,
Da kam gar bald geritten mancher Heunenmann.
Da war bei Kriemhilden manche schцne Maid:
Wohl siebentausend Degen gaben der Kцnigin Geleit, (1921)
Kriemhild mit ihren Frauen in den Fenstern saЯ
Bei Etzeln dem reichen; gerne sah er das.
Sie wollten reiten sehen die Helden auserkannt:
Hei! Was man fremder Recken vor ihnen auf dem Hofe fand! (1922)
Da war auch mit den Knechten der Marschall gekommen:
Der kьhne Dankwart hatte zu sich genommen
Seines Herrn Gesinde von Burgondenland:
Die Rosse man gesattelt von kьhnen Niblungen fand. (1923)
Als zu Rosse kamen die Fьrsten und ihr Bann,
Volker der starke hub zu raten an,
Sie sollten buhurdieren nach ihres Landes Sitten.
Da wurde von den Helden bald gar herrlich geritten. (1924)
Was der Held geraten, niemanden des verdross.
Das Kampfspiel und das Schallen wurden beide groЯ.
Zu dem weiten Hofe kam da mancher Mann;
Etzel und Kriemhilde, die schauten alles mit an. (1925)
Auf den Buhurd kamen sechshundert Degen,
Dietrichens Recken, den Gдsten entgegen.
Mit den Burgonden wollten sie sich im Spiel ergehn;
Hдtt es ihr Herr vergцnnet, so wдr es gerne geschehn. (1926)
Hei! Was gute Degen ritten da heran!
Dieterich dem Herren ward es kund getan.
Mit Gunthers Ingesinde das Spiel er ihnen verbot:
Er schonte seiner Leute; das tat ihm sicherlich Not. (1927)
Als vom Platze schieden die dem Berner untertan,
Kamen von Bechlaren die im Rьdgers Bann,
Fьnfhundert unter Schilden, vor den Saal geritten;
Leid wars dem Markgrafen; er hдtt es gern nicht gelitten. (1928)
Da ritt der Degen weislich zu ihnen durch die Schar
Und sagte seinen Degen: Sie wьrden wohl gewahr,
Dass im Unmut wдren die in Gunthers Bann:
Wenn sie das Wettspiel lieЯen, so sei ihm Liebes getan. (1929)
Als von ihnen schieden die Helden unverzagt,
Die Thьringer kamen, wie man uns hat gesagt,
Und vom Dдnenlande wohl tausend kьhner Degen:
Von Stichen sah man fliegen viel der Splitter allerwegen. (1930)
Irnfried und Hawart in das Kampfspiel ritten:
Ihrer harrten die vom Rheine mit hochfдhrtgen Sitten.
Sie tjosteten mit denen von Thьringerland:
Durchbohrt von Stichen wurde mancher schцne Schildesrand. (1931)
Da kam der Degen Blцdel, dreitausend in der Schar.
Etzel und Kriemhilde nahmen sein wohl wahr,
Weil vor ihnen beiden das Ritterspiel geschah.
Die Kцnigin es gerne aus Hass zu den Burgonden sah. (1932)
* Sie gedacht in ihrem Sinne, wie es schier auch wдr geschehn:
“Tдten sie wem Leides, so dьrft ich mich versehn,
Dass es zum Ernste kдme: An den Feinden mein
Wьrd ich dann gerochen, des wollt ich ohne Sorge sein.” (1933)
Schrutan und Gibeke auf den Buhurd ritten,
Ramung und Hornbog, nach heunischen Sitten.
Sie hielten vor den Helden aus Burgondenland:
Da flogen auf die Schдfte hoch ьber des Saales Wand. (1934)
* Wie da die andern ritten, das war nur eitler Schall.
Von StцЯen auf die Schilde den Pallas und den Saal
Hцrte man ertosen durch die in Gunthers Bann.
Das Lob sich sein Gesinde mit groЯen Ehren gewann. (1935)
Da ward die Kurzweile so mдchtig und so groЯ.
Dass den Satteldecken der blanke SchweiЯ entfloss
Von den guten Rossen, so die Helden ritten:
Sie versuchten an den Heunen sich mit hochfдhrtgen Sitten. (1936)
Da sprach der kьhne Volker, der edle Fiedelmann:
“Zu zag sind diese Degen, sie greifen uns nicht an.
Ich hцrte immer sagen, sie hassten uns so sehr:
Nun wдr die Zeit gelegen, es fьgt sich ihnen so nicht mehr.” (1937)
“Wieder zu den Stдllen,” sprach da Volker,
“Ziehe man die Rosse; wir reiten wohl noch mehr
In den Abendstunden, kommt dazu die Zeit:
Ob dann wohl den Burgonden den Preis die Kцnigin beut?” (1938)
Da sahn sie einen reiten so zierlich daher,
Wie im Heunenlande wohl kein andrer mehr:
Vielleicht in den Zeiten hatt er ein Liebchen traut:
Er ritt so schmuck gekleidet als eines edeln Ritters Braut. (1939)
Da sprach wieder Volker: “Wie blieb das ungetan?
Jener Frauenliebling muss einen StoЯ empfahn.
Das mag hier niemand wenden, es geht ihm an den Leib:
Nicht frag ich, ob drum zьrne dem Kцnig Etzel sein Weib.” (1940)
“Nicht doch! Bei meiner Liebe,” der Kцnig gleich begann,
“Man wird uns darum tadeln, greifen wir sie an:
Die Heunen lasst beginnen, es kommt wohl noch dahin.”
Noch saЯ Kцnig Etzel am Fenster bei der Kцnigin. (1941)
Ich will das Kampfspiel mehren,” sprach Hagen dagegen,
“Lasst die Frauen sehen und alle diese Degen
Wie wir reiten kцnnen; das ist wohlgetan:
Man gibt doch wenig Lobes den Recken hier in Gunthers Bann.” (1942)
Volker der Schnelle ritt wieder in den Streit.
Da schuf er mancher Fraue groЯes Herzeleid:
Er stach dem reichen Heunen der Speer durch den Leib:
Das sah man bald beweinen manche Maid und manches Weib. (1943)
Da kam in groЯer Eile Hagen mit seinem Bann:
Mit sechzig seiner Degen zu reiten hub er an
Zu dem Fiedelspieler hin wo das Spiel geschah;
Etzel mit Kriemhilden das alles wohl ьbersah. (1944)
Da lieЯen die drei Kцnige den kьhnen Fiedler gut
Unter seinen Feinden nicht lдnger ohne Hut.
Da ward von tausend Helden mit groЯer Kunst geritten;
Sie taten was sie lьstete mit gar hochfдhrtgen Sitten. (1945)
Als der reiche Heune zu Tode war geschlagen,
Vernahm man seiner Freunde Wehruf und Klagen.
Da fragte das Gesinde: “Wer hat das getan?”
Man sprach: “Das tat der Fiedler, Volker der kьhne Spielmann.” (1946)
Nach Schwertern und nach Schilden riefen gleich zur Hand
Des Markgrafen Freunde von der Heunen Land.
Zu Tode schlagen wollten sie da den Fiedelmann;
Der Wirt von seinem Fenster daher zu eilen begann. (1947)
Da hob sich von den Heunen Lдrm und lauter Schall.
Abstiegen mit dem Volke die Kцnge vor dem Saal;
Zurьck die Rosse stieЯen die in Gunthers Bann.
Da kam der Kцnig Etzel den Streit zu schlichten heran. (1948)
Einem Vetter dieses Heunen, den er bei ihm fand,
Eine scharfe Waffe riss er dem aus der Hand
Und schlug sie all zurьcke; er war in groЯem Zorn:
“Wie hдtt ich meine Dienste an diesen Helden verlorn, (1949)
Wenn mir erschlagen wдre dieser Fiedelmann,”
Sprach der Kцnig Etzel, “ihr hдttet missgetan.
Als er erstach den Heunen, sein Reiten wohl ich sah,
Dass es durch ein Straucheln ohne seine Schuld geschah. (1950)
Ihr sollt meine Gдste mit Frieden lassen ziehn.”
So ward er ihr Geleite. Die Rosse zog man hin
Zu den Herbergen; sie hatten manchen Knecht,
Der den Degen fleiЯiglich zu allen Diensten ward gerecht. (1951)
Der Wirt mit seinen Freunden ging zum Saal zurьck;
Da regte sich kein Zьrnen mehr von seinem Blick.
Man richtete die Tische, das Wasser man auch trug:
Da hatten die vom Rheine der starken Feinde genug. (1952)
* Unlieb war es Etzeln, doch folgte manche Schar
Den Fьrsten, die mit Waffen wohl versehen war,
Im Unmut auf die Gдste, als man zu Tische ging,
Den Freund bedacht zu rдchen, wenn es gьnstge Zeit verhing. (1953)
* “Dass ihr in Waffen lieber zu Tische geht als bloЯ,”
Sprach der Wirt des Landes, “die Unart ist zu groЯ:
“Wer aber an den Gдsten den kleinsten Frevel wagt,
Es kostet ihm das Leben: Das sei euch Heunen gesagt.” (1954)
Bevor sie niedersaЯen, die Herrn, das wдhrte lang,
Weil zu sehr mit Sorgen Frau Kriemhilde rang.
Sie sprach: “Fьrst von Berne, heute muss ich flehn
Bei dir um rat und Hilfe; meine Sachen дngstlich stehn.” (1955)
Zur Antwort gab ihr Hildebrand, ein Recke lobeswert:
“Wer schlдgt die Nibelungen, dem lieh ich nicht mein Schwert:
Um aller Schдtze willen; es wird ihm wahrlich leid:
Sie sind noch unbezwungen, die schnellen Ritter allbereit.” (1956)
* “Ich rede nur von Hagen; der hat mir leid getan:
Er erschlug Siegfrieden, meinen lieben Mann.
Wer den von ihnen schiede, dem wдr mein Gold bereit;
Entgдlt es anders jemand, das wдr mir inniglich leid.” (1957)
* Da sprach Meister Hildebrand: “Wie mцchte das geschehn,
Den ihnen zu erschlagen? Ihr solltets selber sehn:
Bestьnde man den Degen, so gдb es eine Not,
Dass Arme so wie Reiche dabei erwьrben den Tod.” (1958)
Da sprach wohl gezogen dazu Herr Dieterich:
“Verschont, reiche Kцnigin, mit solchen Reden mich:
Mir ist von euern Freunden kein solches Leid geschehn,
Dass ich die kьhnen Degen im Streit sollte bestehn. (1959)
“Die Bitte ehrt euch wenig, viel edel Fьrstenweib,
Dass ihr verraten mцchtet eurer Freunde Leid.
Sie kamen euch auf Gnade hieher in dieses Land:
Siegfried bleibt ungerochen wohl von Dietrichens Hand.” (1960)
Als sie keine Untreu bei dem Berner fand,
Versprach sie unsдumig in Degen Blцdels Hand
Eine weite Landschaft, die Nudung einst besaЯ:
Spдter schlug ihn Dankwart, dass er der Gabe gar vergaЯ. (1961)
Sie sprach: “Du sollst mir helfen, mein Bruder Blцdelein.
Es sind in diesem Hause die groЯe Feinde mein,
Sie Siegfrieden schlugen, meinen lieben Mann:
Wer mir das rдchen hьlfe, dem wдr ich immer untertan.” (1962)
Zur Antwort gab ihr Blцdel: “Fraue, wisset das,
Ich darf an euern Freunden nicht ьben meinen Hass,
Weil sie mein Bruder Etzel so gerne sehen mag:
Tдt ich ihnen Leides, der Kцnig trьg mirs immer nach.” (1963)
“Nicht doch, Degen Blцdel, ich bin dir immer hold:
Ich gebe dir zum Lohne mein Silber und mein Gold
Und eine schцne Fraue, Nudungens Weib:
So magst du immer kosen ihren minniglichen Leib. (1964)
Das Land samt den Burgen will ich dir alles geben:
So magst du, edler Ritter, mit Freuden immer leben,
Wenn du das Land gewinnest, das Nudung einst besaЯ;
Was ich dir jetzt gelobe, mit Treue leist ich dir das.” (1965)
Als der Herre Blцdel vernommen von dem Sold,
Und ihm durch ihre Schцne gefiel die Fraue hold,
Wollt er im Kampf verdienen das minnigliche Weib.
Darob verlieren musste der Degen Leben und Leib. (1966)
Da sprach er zu der Kцnigin: “Geht wieder in den Saal.
Eh man es inne werde, erheb ich groЯen Schall;
Hagen muss es bьЯen was er euch hat getan:
Ich bring euch gebunden Kцnig Gunthers Untertan.” (1967)
“Nun waffnet euch,” sprach Blцdel, “ihr all in meinem Lehn,
Lasst uns zu den Feinden in die Herberge gehn.
Mir will es nicht erlassen Kцnig Etzels Weib:
Wir Helden mьssen alle verwagen Leben und Leib.” (1968)
Als den Degen Blцdel entlieЯ die Kцnigin,
Dass er den Streit beginne, ging sie zu Tische hin
Mit Etzeln dem Kцnige und mit seinem Bann:
Sie hatte schlimme Rдte wider die Gдste getan. (1969)
* Wie sie zu Tische gingen, das will ich euch sagen:
Man sah reiche Kцnige ihr vor die Krone tragen;
Manchen hohen Fьrsten und viel der werten Degen
Sah man hehrer Sitte vor der Kцnigin pflegen. (1970)
* Der Kцnig wies den Gдsten die Sitze ьberall,
Den Hцchsten und den Besten neben sich im Saal.
Den Christen und den Heiden die Kost er unterschied;
Man gab die Fьlle beiden, wie es der weise Kцnig riet. (1971)
* In den Herbergen aЯen die Knecht in Gunthers Bann.
Truchsesse wies man sie zu verpflegen an:
Die hatten sie zu speisen groЯen FleiЯ gepflogen.
Die Bewirtung und die Freude ward bald mit Jammer aufgewogen. (1972)
Als nichts anders mochte begonnen sein der Streit,
(In ihrem Herzen begraben war Kriemhilds altes Leid;
Da hieЯ sie zu den Tischen tragen Etzels Sohn:
Wie konnt ein Weib aus Rache wohl jemals freislicher tun? (1973)
Von Etzels Leuten kamen viere gleich daher
Und brachten Ortlieben, den jungen Kцnig hehr,
An den Tisch der Fьrsten, wo auch Hagen saЯ:
Das Kind must ersterben durch seinen mordlichen Hass. (1974)
Als der reiche Kцnig seinen Sohn ersah,
Zu seiner Frauen Brьdern gьtlich sprach er da:
“Schauet, meine Freunde, das ist mein einzig Kind,
Und das eurer Schwester; das sei euch allen hold gesinnt. (1975)
“Gerдt er nach dem Stamme, er wird ein kьhner Mann,
Reich und voll Adel, stark und wohlgetan.
Erleb ich es, ich geb ihm zwцlf reicher Kцnge Land,
So tut euch wohl noch Dienste des jungen Ortliebes Hand. (1976)
“Darum will ich euch bitten, lieben Freunde mein,
Wenn ihr nach Hause wieder reitet an den Rhein,
Dass ihr mit euch nehmet eurer Schwester Kind;
Und seid auch dem Knaben immer gnдdiglich gesinnt: (1977)
“Erzieht ihn nach Ehren bis er gerдt zum Mann:
Hat euch in euerm Lande jemand ein Leid getan,
So hilft er euch es rдchen, erwuchs ihm erst der Leib.”
Die Rede hцrte Kriemhild wohl, des Kцnig Etzels Weib. (1978)
“Ihm sollten wohl vertrauen alle diese Degen,
Wenn er zum Mann erwьchse,” sprach Hagen dagegen;
“Doch ist der junge Kцnig so schwдchlich anzusehn:
Man wird mich selten schauen nach Hof zu Ortlieben gehn.” (1979)
Der Kцnig blickt' auf Hagen; die Rede war ihm leid.
Wenn er auch nichts entgegnete, der Kцnig allbereit,
Es schmerzt' ihn in der Seele und trьbte seinen Mut.
Da waren Hagens Sinne zu keiner Kurzweile gut. (1980)
Es schmerzte wie den Kцnig sein fьrstlich Ingesind
Was Hagen da gesprochen hatte von dem Kind.
Dass sie's vertragen sollten, ging ihnen allen nah;
Noch konnten sie nicht wissen, was von dem Recken bald geschah. (1981)
* Gar manche, die es hцrten und die ihm trugen Groll,
Hдtten ihn gern bestanden; der Kцnig selber wohl,
Wenn er mit Ehren durfte, so kдm der Held in Not.
Bald tat ihm Hagen Дrgeres, er schlug ihn vor seinen Augen tot. (1982)
32. Abenteuer
Wie Blцdel erschlagen ward
Blцdels Recken standen gerьstet allzumal.
In tausend Halsbergen ereilten sie den Saal,
Wo Dankwart mit den Knechten an den Tischen saЯ:
Da hob sich unter Helden der allergrцЯeste Hass. (1983)
Als der Degen Blцdel zu den Tischen ging,
Dankwart der Marschall mit GruЯ ihn wohl empfing;
“Willkommen hier im Hause, mein Herre Blцdelein;
Mich wundert euer Kommen: Sagt, was soll die Mдre sein?” (1984)
“HeiЯ mich nicht willkommen,” sprach da Blцdelein;
“Denn dieses mein Kommen, das soll dein Ende sein
Um Hagen deinen Bruder, der Siegfrieden schlug:
Das entgiltst du bei den Heunen und andre Degen genug.” (1985)
“Nicht doch, Degen Blцdel,” sprach da Dankwart,
“So mцchte bald uns reuen zu Hofe diese Fahrt.
Ich war ein Kind, als Siegfried Leben lieЯ und Leib:
Nicht weiЯ ich was mir wolle dem Kцnig Etzel sein Weib.” (1986)
“Ich weiЯ dir von der Mдre weiter nichts zu sagen;
Es tatens deine Freunde, Gunther und Hagen.
Nun wehrt euch, ihr Armen, ihr kцnnt nicht lдnger leben;
Ihr mьsst mit dem Tode ein Pfand hier Kriemhilden geben.” (1987)
“Lasst ihrs nicht unterbleiben,” sprach da Dankwart,
“So gereut mich meines Flehens: Hдtt ich das gespart!”
Der schnelle kьhne Degen von dem Tische sprang:
Er zog eine Waffe, die war gewaltig und lang. (1988)
Damit schlug er Blцdeln einen schwinden Schwertesschlag,
Dass ihm das Haupt zur Stelle vor den FьЯen lag.
“Das sei die Morgengabe,” sprach Dankwart der Degen,
“Zu Nudungens Witwe, der du mit Minne wolltest pflegen. (1989)
Vermдhle man sie morgen einen andern Mann:
Will er den Lohn erwerben, wird ihm wie dir getan.”
Ein vielgetreuer Heune hatt ihm das gesagt,
Wie die Kцnigstochter ihr groЯes Leid ihm geklagt. (1990)
Da sahen Blцdels Leute, ihr Herr sei erschlagen;
Sie wollten von den Gдsten das lдnger nicht ertragen:
MIt aufgehobnen Schwertern drang auf sie ein
Das Volk in grimmem Mute; das musste manchen gereun. (1991)
Laut rief da Dankwart sein Heergesinde an:
“Ihr seht wohl, edle Knechte, es ist um uns getan:
Nun wehrt euch, ihr Armen; fьrwahr, das tut uns Not,
Damit ihr ohne Schanden erliegt in wehrlichem Tod.” (1992)
Die keine Schwerter hatten, die griffen nach der Bank,
Und hoben von den FьЯen manchen Schemel lang;
Die Burgondenknechte wollten nichts ertragen:
Da ward mit schweren Stьhlen gar manche Beute geschlagen. (1993)
Wie grimm die Heimatlosen sich wehrten in dem StrauЯ!
Sie trieben zu dem Hause die Gewaffneten hinaus:
Fьnfhundert oder drьber erlagen drin den Tod.
Da war das Heergesinde vom Blute nass und auch rot. (1994)
Diese schlimme Botschaft drang in kurzer Zeit
Zu Kцnigs Etzels Recken (ihnen war es grimmig leid),
Dass erschlagen liege Blцdel und sein Bann:
Das hatte Hagens Bruder mit seinen Knechten getan. (1995)
Eh es der Kцnig hцrte stand schon ein Heunenheer
In seinem Zorn gerьstet, zweitausend oder mehr:
Sie gingen zu den Knechten, wohl musst es also sein,
Und lieЯen des Gesindes nicht einen lдnger gedeihn. (1996)
Die Ungetreuen brachten vor das Haus ein mдchtig Heer:
Die heimatlosen Knechte standen wohl zur Wehr.
Was half da Kraft und Kьhnheit? Sie fanden doch den Tod.
Darauf nach kurzer Weile erhob sich schreckliche Not. (1997)
Nun mцgt ihr Wunder hцren von Ungeheuerm sagen:
Neuntausend Knechte, die lagen tot erschlagen,
Darьber zwцlf Ritter in Dankwartens Lehn;
Man sah ihn ganz alleine unter seinen Feinden stehn. (1998)
Beschwichtigt war das Schallen, der Lдrm war eingestellt,
Ьber die Achsel blickte Dankwart der Held:
Er sprach: “O weh der Freunde, die ich fallen sah!
Nun steh ich leider einsam unter meinen Feinden da.” (1999)
Die Schwerter fielen heftig auf des einen Leib:
Das musste bald beweinen manches Helden Weib.
Den Schild rьckt' er hцher, den Riemen lieЯ er nieder:
Da fдrbt' er viel Harnische mit flieЯendem Blute wieder. (2000)
“O weh mir dieses Leides!”, sprach Aldrianens Kind.
“Nun weicht, ihr Heunenrecken und lasst mich an den Wind,
Dass die Lьfte kьhlen mich sturmmьden Mann.”
Da drang er auf die Tьre unter Schlдgen herrlich an. (2001)
Als der Streitmьde aus dem Hause sprang,
Wie manches Schwert von neuem auf seinem Helm erklang!
Die nicht gesehen hatten die Wunder seiner Hand,
Die sprangen da entgegen dem aus Burgondenland. (2002)
“Nun wollte Gott,” sprach Dankwart, “dass mir ein Bote kдm,
Durch den mein Bruder Hagen diese Mдr vernдhm,
Dass ich vor diesen Recken steh in solcher Not.
Der hьlfe mir von hinnen oder fдnde mit den Tod.” (2003)
Da sprachen die Heunen: “Der Bote musst du sein,
Wenn wir dich Toten tragen vor den Bruder dein:
Dann sieht sein erstes Herzeleid Gunthers Untertan.
Du hast den Kцnig Etzel hier groЯen Schaden getan.” (2004)
Er sprach: “Nun lasst das Drohen und weichet desto mehr.
Wohl mach ich hier noch manchem den Panzer nass und schwer
Ich will die Mдre selber hin zu Hofe tragen,
Und will auch meinen Herren meinen groЯen Kummer klagen.” (2005)
Er machte sich so furchtbar dem Volk in Etzels Lehn,
Dass sie ihn mit Schwertern nicht wagten zu bestehn:
Sie schossen so viel SpieЯe in seinen Schildesrand,
Er musst ihn seiner Schwere wegen lassen aus der Hand. (2006)
Sie wдhnten ihn zu zwingen, weil er den Schild nicht trug,
Hei, was er tiefer Wunden durch die Helme schlug!
Da musste vor ihm straucheln mancher kьhne Mann,
Dass sich viel hohen Lobes der kьhne Dankwart gewann. (2007)
Von beiden Seiten sprangen die Gegner auf ihn zu;
Wohl kamen ihrer manche in den Streit zu frьh
Da ging er vor den Feinden her, wie ein Eberschwein
Im Walde tut vor Hunden: Wie mocht er wohl kьhner sein? (2008)
Sein Weg ward immer wieder genдsst mit heiЯem Blut:
Konnte je alleine ein Recke wohl so gut
Mit seinen Feinden streiten, als der Held getan?
Da schritt Hagens Bruder nach Hofe herrlich heran. (2009)
Die Truchsess und die Schenken vernahmen Schwerterklang:
Gar mancher die Getrдnke aus den Hдnden schwang,
Oder auch die Speisen, die man zu Hofe trug:
Da fand er vor der Stiege der starken Feinde genug. (2010)
“Wie nun, ihr Truchsesse?”, sprach der mьde Degen,
“Nun solltet ihr die Gдste fleiЯiglich verpflegen,
Und solltet zu den Tischen die gute Speise tragen
Und lieЯet mich die Mдre meinen lieben Herren sagen.” (2011)
Wer da den Mut gewonnen und vor die Stieg ihm sprang,
Deren schlug er manchen so schweren Schwertesschwang,
Dass ihm aus Schreck die andern lieЯen freie Bahn:
Da hatten seien Krдfte viel groЯe Wunder getan. (2012)
33. Abenteuer
Wie die Burgonden mit den Heunen stritten
Als der kьhne Dankwart unter die Tьre trat
Und Etzels Ingesinde zurьckzuweichen bat,
Da war mit Blut beronnen all sein Rьstgewand;
Eine scharfe Waffe trug er bloЯ an seiner Hand. (2013)
* Gerade zu der Stunde als Dankwart trat zur Tьr,
Trug man Ortlieben im Saale fьr und fьr
Von einem Tisch zum andern den Fьrsten wohlgeboren:
Durch seine schlimme Botschaft ging das Kindlein verloren. (2014)
Hellauf rief da Dankwart einem Degen zu:
“Ihr sitzet allzu lange, Bruder Hagen, in Ruh;
Euch und Gott vom Himmel klag ich unsre Not;
Ritter und Gesinde sind in der Herberge tot.” (2015)
Da rief ihm der entgegen: “Wer hat das getan?”
“Das hat der Degen Blцdel mit seinem Heeresbann.
Auch hat ers schwer vergolten, das will ich euch sagen:
Mit diesen Hдnden hab ich ihm sein Haupt abgeschlagen.” (2016)
“Der Schaden ist geringe,” sprach Hagen dagegen,
“Wenn man solche Mдre sagt von einem Degen,
Dass er von Reckenhдnden zu Tode sei geschlagen:
Den sollen desto minder die schцnen Frauen beklagen. (2017)
“Nun sagt mir, Bruder Dankwart, wie seid ihr so rot?
Ich glaube schier, ihr leidet von Wunden groЯe Not:
Ist einer in dem Lande, von dem euch das geschehn?
Der ьble Teufel helfe dem: Es muss ihm an sein Leben gehn.” (2018)
“Noch bin ich unverwundet: Mein Kleid ist nass von Blut;
Das floss nur aus Wunden andrer Degen gut,
Deren ich so manchen heute hab erschlagen,
Wenn ichs beschwцren sollte, die Zahl nicht wьsst ich zu sagen.” (2019)
Da sprach er: “Bruder Dankwart, so hьtet uns der Tьr
Und lasst von den Heunen nicht einen Mann herfьr:
So red ich mit den Recken wie uns zwingt die Not:
Unser Ingesinde litt unverdient durch sie den Tod.” (2020)
“Soll ich Kдmmrer werden?”, sprach der kьhne Mann,
“Bei so reichen Kцnigen steht mir das Amt wohl an:
Der Stiege will ich hьten nach allen Ehren mein.”
Kriemhildens Recken konnte das nicht leider sein. (2021)
“Nun mцcht ich doch wissen,” sprach wieder Hagen,
“Was die Heunendegen sich in die Ohren sagen:
Sie mцchten sein entbehren, der hier die Tьr bewacht,
Und der die Hofmдren den Burgonden hat gebracht. (2022)
“Ich hцrte schon lange von Kriemhilden sagen,
Dass sie nicht ungerochen ihr Herzleid wolle tragen;
Nun trinken wir die Minne und zahlen des Kцnigs Wein:
Der junge Vogt der Heunen, der muss der allererste sein.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58