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Wohl siebenhundert zogen zu Hilfe Gelfraten her. (1646)

Als man den grimmen Feinden nachzuziehn begann,
Ihre Herren, die sie fьhrten, huben zu jagen an
Nach den kьhnen Gдsten: Sie wollten Rache haben:
Da mussten sie der Freunde hernach noch manchen begraben. (1647)

Herr Hagen von Tronje richtete das ein
(Wie konnte seiner Freunde ein bessrer Hьter sein?)
Dass er die Nachhut hatte und die in seinem Bann,
Mit Dankwart seinem Bruder; das wurde willig getan. (1648)

Ihnen war der Tag zerronnen, den hatten sie nicht mehr:
Er bangte vor Gefahren fьr seine Freunde sehr.
Sie ritten unter Schilden durch der Bayern Land:
Darauf nach kurzer Weile die Helden wurden angerannt. (1649)

Beiderseits der StraЯe und hinter ihnen her
Vernahm man Hufe schlagen; die Haufen eilten sehr.
Da sprach der kьhne Dankwart: “Gleich fallen sie uns an:
Bindet auf die Helme, das dьnkt ich rдtlich getan.” (1650)

Sie hielten ein mit Reiten, also musst es sein:
Sie sahen in dem Dunkel der lichten Schilde Schein,
Nicht lдnger stille schweigen mochte da Herr Hagen:
“Wer verfolgt uns auf der StraЯe?” Das musste Gelfrat ihm sagen. (1651)

Da sprach dieser Markgraf aus dem Bayerland:
“Wir suchen unsre Feinde, denen sind wir nachgerannt.
Ich weiЯ nicht, wer mir heute meinen Fergen schlug:
Das war ein schneller Degen; mir ist leid um ihn genug.” (1652)

Da sprach von Tronje Hagen: “War der Ferge dein?
Er wollt uns nicht fahren (mein ist die Schuld allein):
Da erschlug ich den Recken: Fьrwahr, es tat mir Not:
Ich fand von seinen Hдnden beinah den grimmigen Tod. (1653)

Ich bot ihm zum Lohne Gold und auch Gewand,
Dass er uns ьberfьhre, Degen, in dein Land.
Darьber zьrnt' er also, dass er nach mir schlug:
Mit einem starken Ruder: Drob war ich grimmig genug. (1654)

Da griff ich nach dem Schwerte und wehrte seinen Zorn
Mit einer starken Wunde: Da war der Held verlorn.
Ich steh euch hier zur Sьhne, haltet ihrs fьr gut.”
Da ging es an ein Streiten; sie hatten zornigen Mut. (1655)

“Ich wusste wohl,” sprach Gelfrat, “als hier mit seinem Lehn
Gunter zog vorьber, uns werd ein Leid geschehn
Durch Hagen von Tronje. Nun bьЯt ers mit dem Leben:
Fьr des Fдhrmanns Ende soll der Held hier Bьrgschaft geben.” (1656)

Ьber die Schilde neigten da zum Stich den Speer
Gelfrat und Hagen; sich zьrnten beiden schwer.
Else und Dankwart zusammen herrlich ritten;
Sie versuchten wer sie waren: Da wurde grimmig gestritten. (1657)

Wann versuchten Helden in kьhnerm Kampfe sich?
Von einem starken StoЯe fiel Hagen hinter sich
Von der Mдhre nieder durch Helfratens Hand;
Der Burstriem war gebrochen; da ward ihm Streiten bekannt. (1658)

Man vernahm auch beim Gesinde brechender Schдfte Schall:
Da erholte sich auch Hagen wieder von dem Fall,
Den er auf das Gras getan von des Gegners StoЯ:
Da erst ward sein Zьrnen wider Gelfraten groЯ. (1659)

Wer ihr Ross gehalten, das ist mir unbekannt.
Gelfrat und Hagen waren auf den Sand
Gekommen von der Mдhre: Da liefen sie sich an.
Ihre Gesellen halfen, dass man Streitens Kunde gewann. (1660)

Wie bitterlich auch Hagen zu Gelfraten sprang,
Ein gutes Teil des Schildes der edle Markgraf schwang
Ihm zur Erde nieder; das Feuer stob daran.
Da wдre schier erstorben Kцnig Gunthers Untertan. (1661)

Er rief mit lauter Stimme Dankwarten an:
“Hilf mir, lieber Bruder, ein schneller starker Mann
Hat mich hier bestanden, der lдsst mich nicht am Leben.”
Da sprach der kьhne Dankwart: “Dem will ich ein Ende geben.” (1662)

Da sprang der Degen nдher und schlug ihm einen Schlag
Mit einer scharfen Waffe, davon er leblos lag
Else wollte Rache nehmen fьr den Mann:
Doch er und sein Gesinde mit Schaden schieden hindann. (1663)

Sein Bruder war erschlagen, selber war er wund;
Wohl achtzig seiner Degen wurden gleich zur Stund
Des grimmen Todes Beute: Da musste wohl der Held
Gunthers Leuten rдumen mit schnellem Flьchten das Feld. (1664)

Als die vom Bayerlande wichen aus dem Wege,
Man hцrte nachhallen die furchtbaren Schlдge:
Da jagten die von Tronje hinter den Feinden her.
Die es nicht bьЯen wollten, die eilten alle gar zu sehr. (1665)

Da sprach beim Nachsetzen Dankwart der Degen:
“Kehren wir uns wieder zurьck auf unsern Wegen,
Und lassen wir sie reiten, sie sind von Blute nass.
Wir eilen zu den Freunden, in Treuen rat ich euch das.” (1666)

Als sie hinwieder kamen, wo der Schade war geschehn,
Da sprach von Tronje Hagen: “Helden, lasst uns sehn,
Wen wir hier vermissen, oder wer uns ging verlorn
Hier in diesem Streite durch Degen Gelfratens Zorn.” (1667)

Sie vermissten Viere; der Schade war zu tragen.
Sie waren wohl vergolten; dagegen war erschlagen
Deren vom Bayerlande hundert oder mehr:
Denen von Tronje waren die Schilde trьb und blutesschwer. (1668)

Ein wenig brach aus Wolken des hellen Mondes Licht:
Da sprach wieder Hagen: “Hцrt, berichtet nicht
Meinen lieben Herren was wir hier getan:
Lasst bis zum Morgen ihnen keine Sorge nahn.” (1669)

Als zu ihnen stieЯen die da kamen von dem Streit,
Da klagte das Gesinde ьber Mьdigkeit:
“Wie lange sollen wir reiten,” fragte mancher Mann.
Da sprach der kьhne Dankwart: “Wir treffen keine Herberg an. (1670)

Ihr mьsset alle reiten bis an den hellen Tag.”
Volker der schnelle, der des Gesindes pflag,
LieЯ den Marschall fragen: “Wo kehren wir heut ein?
Wo rasten unsre Pferde und die lieben Herren mein?” (1671)

Da sprach der kьhne Dankwart: “Ich weiЯ es nicht zu sagen:
Wir kцnnen uns nicht ruhen bis es beginnt zu tagen;
Wo wir es dann finden, legen wir uns aufs Gras.”
Als sie die Kunde hцrten, wie leid war Etlichen das! (1672)

Sie blieben unverraten vom heiЯen Blute rot,
Bis dass die Sonne die lichten Strahlen bot
Dem Morgen ьber Berge, wo es der Kцnig sah,
Dass sie gestritten hatten: Sehr im Zorne sprach er da: (1673)

“Wie nun, Freund Hagen? Verschmдhtet ihr das,
Dass ich euch Hilfe brдchte, als euch die Ringe nass
Wurden von dem Blute? Wer hat euch das getan?”
Da sprach er: “Else tat es, der griff nдchten uns an. (1674)

Uns des Fдhrmanns willen wurden wir angerannt.
Da erschlug Gelfraten meines Bruders Hand;
Entronnen ist uns Else, es zwang ihn groЯe Not:
Ihnen Hundert, uns nur Viere blieben da im Streite tot.” (1675)

Wir kцnnen euch nicht melden, wo man die Ruhe fand.
All den Landsleuten ward es wohlbekannt,
Der edeln Ute Sцhne zцgen zum Hofgelag:
Sie wurden wohl empfangen dort zu Passau bald hernach. (1676)

Dem Ohm der edeln Kцnige, dem Bischof Pilgerin,
Dem wurde wohl zu Mute, als seine Neffen ihn
Mit so manchem Recken besuchten in dem Land;
Dass er sie gerne sдhe ward ihnen balde bekannt. (1677)

Sie wurden wohl empfangen von Freunden auf den Wegen.
Da konnte man in Passau sie alle nicht verpflegen;
Sie mussten ьbers Wasser: Da fanden sie ein Feld,
Da wurden aufgeschlagen Hьtten viel und reich Gezelt. (1678)

Sie mussten da verweilen einen vollen Tag
Und eine Nacht darьber. Wie schцn man sie verpflag!
Dann ritten sie von dannen in Rьdigers Land:
Dem wurden auch die Mдren nach wenig Stunden bekannt. (1679)

Als die Wegemьden Ruh sich angetan,
Und man Rьdgers Lande zu nahen nun begann,
Sie fanden auf der Marke schlafen einen Mann,
Dem von Tronje Hagen eine starke Waffe abgewann. (1680)

Eckewart war geheiЯen derselbe Ritter gut:
Der gewann darьber einen traurigen Mut,
Dass er das Schwert verloren durch der Helden Fahrt.
Rьdgers Grenzmarke, die fand man ьbel bewahrt. (1681)

“O weh mir dieser Schande,” sprach da Eckewart,
“Wie muss ich nun beklagen der Burgonden Fahrt!
Als ich verlor Siegfrieden hub all mein Kummer an;
O weh, mein Herre Rьdiger, wie hab ich wider dich getan!” (1682)

Wohl hцrte Hagen des edeln Recken Not;
Er gab das Schwert ihm wieder, dazu sechs Spangen rot:
“Die nimmer dir, Held, zum Lohne, willst du hold mir sein;
Du bist ein kьhner Degen, lдgst du hier noch so allein.” (1683)

“Gott lohn euch eure Spangen,” sprach da Eckewart,
“Doch gereut mich mдchtig zu den Heunen eure Fahrt.
Ihr erschlugt Siegfrieden; hier trдgt man euch noch Hass:
Dass ihr euch wohl behьtet, in Treue rat ich euch das.” (1684)

“Nun, mag uns Gott behьten,” sprach Hagen dagegen,
“Keine andre Sorge haben diese Degen
Als um die Herberge, die Fьrsten und ihr Lehn,
Wo wir in diesem Lande heute Nachtruh sollen sehn. (1685)

“Die Ross sind uns verdorben auf den fernen Wegen,
Die Speise gar zerronnen,” sprach Hagen der Degen,
“Wir findens nicht zu Kaufe: Es wдr ein Wirt uns Not,
Der uns durch seine Tugend noch heunte gдbe das Brot.” (1686)

Da sprach wieder Eckewart: “Ich zeig euch solchen Wirt,
Dass niemand euch im Hause so gut empfangen wird.
In irgend einem Lande als euch hier mag geschehn,
Wenn ihr schnellen Degen wollt zu Rьdigern gehn. (1687)

“Der Wirt wohnt an der StraЯe, der beste allerwдrts,
Der je ein Haus besessen: Tugend gebiert sein Herz,
Wie das Gras mit Blumen der sьЯe Maie tut,
Und soll er Helden dienen, so ist er froh und wohlgemut.” (1688)

Da sprach der Kцnig Gunther: “Wollt ihr mein Bote sein,
Ob mich behalten wolle um der Liebe mein
Mein lieber Freund Rьdger, und die in meinem Bann?
Das will ich immer lohnen so gut ich irgend nur kann.” (1689)

“Der Bote bin ich gerne,” sprach da Eckewart,
Mit viel gutem Willen erhob er sich zur Fahrt
Und saget Rьdigeren was er da vernommen:
Dem war in langen Zeiten so liebe Kunde nicht gekommen. (1690)

Man sah zu Bechlaren eilen einen Degen,
Den Rьdger wohl erkannte; er sprach: “Auf diesen Wegen
Kommt Eckewart gegangen, Kriemhildens Untertan.”
Er wдhnte schon, die Feinde hдtten ihm ein Leid getan. (1691)

Da ging er vor die Pforte, wo er den Boten fand;
Der nahm sein Schwert vom Gьrtel und legt' es aus der Hand.
Die Mдre, die er brachte, verhehlte nicht sein Mund
Dem Wirt und sein Freunden, er macht' es blad ihnen kund. (1692)

Er sprach zum Markgrafen: “Mich hat zu euch gesandt
Gunther mein Herre von Burgondenland,
Geiselher sein Bruder und auch Gerenot.
Jeglicher der Recken euch seine Dienste der entbot. (1693)

“Dasselbe tut auch Hagen, Volker auch zugleich,
Mit FleiЯ und rechter Treue; dazu bericht ich euch
Was des Kцnigs Marschall euch durch mich entbot:
Es sei den guten Knechten eure Herberge Not.” (1694)

Mit lachendem Munde versetzte Rьdiger:
“Nun wohl mir dieser Mдre, dass die Kцnge hehr
Begehren meiner Dienste: Dazu bin ich bereit.
Wenn sie ins Haus mir kommen, des bin ich hцchlich erfreut.” (1695)

“Dankwart der Marschall, der hat euch kund getan,
Wer euch zu Hause noch heute zieht heran:
Sechzig schneller Recken und tausend Ritter gut,
Und neuntausend Knechte.” Da ward ihm frцhlich zu Mut: (1696)

“Wohl mir um diese Gдste,” sprach da Rьdiger,
“Dass mir zu Hause kommen die edeln Ritter hehr,
Denen ich noch selten einen Dienst getan.
Nun reitet ihnen entgegen, sei's Freund oder Untertan.” (1697)

Sie eitlen zu den Rossen, Ritter so wie Knecht.
Was sie ihr Herr geheiЯen, das dдuchte alle recht:
Sie brachte ihre Dienste um so schneller dar;
Noch wusst es nicht Gotlinde, die in ihrer Kammer war. (1698)



27. Abenteuer
Wie Rьdiger Gunthern empfing


Hin ging der Markgraf, wo er die Frauen fand,
Sein Weib und seine Tochter. Denen macht er da bekannt
Diese liebe Mдre, die er jetzt vernommen,
Dass ihrer Frauen Brьder zu ihrem Hause sollten kommen. (1699)

“Meine liebe Traute,” sprach da Rьdiger,
“Ihr sollt sie wohl empfangen, die edeln Kцnge hehr,
Wenn sie und ihr Gesinde hier zu Hofe gehn;
Ihr sollt auch schцn begrьЯen Hagen in Gunthers Lehn. (1700)

Mit ihnen kommt auch einer mit Namen Dankwart,
Ein andrer heiЯt Volker, an Ehren wohl bewahrt.
Die sechse sollt ihr kьssen, ihr und die Tochter mein,
Und sollt auch in Zьchten diesen Recken freundlich sein.” (1701)

Das gelobten ihm die Frauen und warens gern bereit:
Sie suchten aus den Kisten manch herrliches Kleid,
Darin sie den Recken entgegen wollten gehn.
Da sah man groЯ BefleiЯen von schцnen Frauen geschehn. (1702)

Gefдlschte Frauenzierde gar wenig man da fand;
Sie trugen auf dem Haupte lichtes goldnes Band,
Das waren reiche Krдnze, damit ihr schцnes Haar
Die Winde nicht verwehten; sie waren hцfisch und klar. (1703)

In solcher UnmuЯe lassen wir die Fraun.
Da war ein schnelles Reiten auf dem Feld zu schaun
Von Rьdigers Genossen bis man die Fьrsten fand:
Sie wurden wohl empfangen in des Markgrafen Land. (1704)

Als sie der Markgraf zu sich kommen sah,
Zu seinen lieben Gдsten frцhlich sprach er da:
“Willkommen mir ihr Herren und die in euerm Lehn:
Hier in meinem Lande hab ich euch gerne gesehn.” (1705)

Da dankten ihm die Recken in Treuen ohne Hass.
Wie wohl er ihnen wolle, wohl bewies er das.
Besonders grьЯt' er Hagen, der war ihm lдngst bekannt;
So tat er auch mit Volkern aus der Burgonden Land. (1706)

Er empfing auch Dankwarten. Da sprach der kьhne Degen:
“Wollt ihr uns hier behalten, wer soll dann verpflegen
Unser Ingesinde, das wir hergebracht?
Da sprach der Markgraf: “Ich schaff euch gute Ruh bei Nacht (1707)

* Und all dem Gesinde. Was ihr in das Land
Mit euch hergefьhret: Ross, Silber und Gewand,
Dem geb ich solche Hьter, nichts geht davon verloren,
Das euch zu Schaden brдchte nur um einen halben Sporen. (1708)

“Spannet auf, ihr Knechte, die Hьtten in dem Feld;
Was ihr hier verlieret, dafьr leist ich Entgelt:
Zieht die Zдume nieder und lasst die Rosse gehn.”
Das war ihnen selten von einem Wirte noch geschehn. (1709)

Des freuten sich die Gдste. Als das geschehen war
Und die Herrn von dannen ritten, legte sich die Schar
Der Knecht im Grase nieder: Gut ruhen war es da,
Dass ihnen auf der Reise wohl nimmer sanfter geschah. (1710)

Die edle Markgrдfin mit ihrer Tochter schцn
War vor die Burg gegangen; da sah man bei ihr stehn
Minnigliche Frauen und manche schцne Maid;
Sie trugen viel der Spangen und manches herrliche Kleid. (1711)

Das edle Gesteine glдnzte fern hindann
Aus ihrem reichen Staate: Sie waren wohlgetan.
Da kamen auch die Gдste und sprangen auf den Sand:
Hei! Was man edle Sitten an den Burgonden fand! (1712)

SechsunddreiЯig Mдgdelein und viel andre Fraun,
Die wohl nach Wunsche waren und wonnig anzuschaun,
gingen ihnen entgegen mit manchem kьhnen Mann:
Da ward ein schцnes GrьЯen von edeln Frauen getan. (1713)

Die Markgrдfin kьsste die Kцnge alle drei;
So tat auch ihre Tochter. Hagen stand dabei.
Den hieЯ ihr Vater kьssen: Da blickte sie ihn an:
Er dдuchte sie so furchtbar, sie hдtt es lieber nicht getan. (1714)

Doch musste sie es leisten wie ihr der Wirt gebot:
Gemischt ward ihre Farbe, bleich und wieder rot.
Sie kьsst' auch Dankwarten, darnach den Fiedelmann:
Seiner Kьhnheit willen ward ihm das GrьЯen getan. (1715)

Die junge Markgrдfin nahm bei der Hand
Geiselher den jungen von Burgondenland;
So nahm auch ihre Mutter Gunthern den kьhnen Mann.
Da gingen mit den Helden die Frauen frцhlich hindann. (1716)

Der Wirt ging mit Gernoten in einen weiten Saal,
Die Ritter und die Frauen setzten sich zu Tal.
Da lieЯ man gleich den Gдsten schenken guten Wein:
Besser mochten Helden nimmer wohl empfangen sein. (1717)

Mit liebem Blick der Augen sah da mancher an
Rьdigers Tochter, die war so wohlgetan.
Wohl kos't in seinem Sinne sie mancher Ritter gut:
Das mochte sie verdienen; sie trug gar hoch ihren Mut. (1718)

Sie dachten was sie wollten; doch konnt es nicht geschehn.
Man sah die guten Ritter hin und wieder spдhn
Nach Mдgdelein und Frauen; deren saЯen da genug.
Dem Wirt geneigten Willen der edle Fiedeler trug. (1719)

Da wurden sie geschieden wie Sitte war im Land:
Zu andern Zimmern gingen Ritter und Fraun zur Hand.
Man richtete die Tische in dem Saale weit
Und war den fremden Gдsten zu allen Diensten bereit. (1720)

Den Gдsten ging zu Ehren die edle Markgrдfin
Mit ihnen zu den Tischen; die Tochter lieЯ sie drinn
Bei den Mдgdlein weilen, wo sie nach Sitte blieb:
Dass sie die nicht mehr sahen, das war den Gдsten nicht lieb. (1721)

Als man getrunken hatte und gespeiset ьberall,
Da fьhrte man die Schцnen wieder in den Saal.
Anmutge Reden wurden nicht gescheut,
Viel sprach deren Volker, ein Degen kьhn und allbereit. (1722)

Da sprach unverhohlen derselbe Fiedelmann:
“Viel reicher Markgraf, Gott hat an euch getan
Nach allen seinen Gnaden: Hat er euch doch gegeben
Ein Weib, ein so recht schцnes, dazu ein wonnigliches Leben. (1723)

“Wenn ich ein Kцnig wдre,” sprach der Fiedelmann,
“Und sollte Krone tragen, zum Weibe nдhm ich dann
Eure schцne Tochter: Die wьnschte sich mein Mut:
Sie ist minniglich zu schauen, dazu edel und gut.” (1724)

* Da sprach der Markgraf: “Wie mцchte das wohl sein,
Dass je ein Fьrst begehrte der leiben Tochter mein?
Wir sind hier beide fremde, ich und auch mein Weib;
Was hilft die groЯe Schцne an der guten Jungfrau Leib?” (1725)

Da versetzte Gernot, der edle Degen gut:
“Und wдhlt ich eine Traute nach meines Herzens Mut,
So wдr ich solches Weibes von ganzer Seele froh.”
Da antwortet' ihm Hagen mit adliger Sitte so: (1726)

“Nun soll sich doch beweiben mein Herre Geiselher:
Es ist so hohen Stammes die Markgrдfin hehr,
Dass wir ihr gerne dienten, ich und sein ganzes Lehn,
Sollte sie unter Krone bei den Burgonden gehn.” (1727)

Diese Rede dдuchte Rьdigern gut,
Und auch Gotelinden; wohl freute sich ihr Mut.
Da schufen es die Helden, dass sie zum Weibe nahm
Geiselher der edle; der Kцnig durft es ohne Scham. (1728)

Soll ein Ding sich fьgen, wer kann ihm widerstehn?
Man lieЯ die Jungfraue hin zu Hofe gehn.
Da schwur man ihm zu geben das wonnigliche Weib;
Da gelobt' auch er zu minnen ihren minniglichen Leib. (1729)

Man beschied der Jungfrau Burgen und auch Land.
Da sicherte mit Eiden des edeln Kцnigs Hand
Und Gernot der Degen, es werde so getan.
Da sprach der Markgraf: “Da ich des Landes nicht gewann, (1730)

So will ich euch in Treuen immer bleiben hold.
Ich gebe meiner Tochter an Silber und an Gold
Was hundert Saumrosse nur immer mцgen tragen,
Dass es diesen Helden nach Ehren mцge behagen.” (1731)

Da wurden nach der Sitte in einen Kreis gestellt
Die beiden Anverlobten. Mancher junge Held
Mit frцhlichem Mute stand ihr da entgegen,
Er gedachte in seinem Sinne wie noch die Jungen gerne Pflegen. (1732)

Als nun begann zu fragen die minnigliche Maid
Ob sie den Recken wolle, zum Teil war es ihr leid;
Doch dachte sie zu nehmen den waidlichen Mann.
Sie schдmte sich der Frage, wie manche Maid hat getan. (1733)

Ihr riet ihr Vater Rьdiger, dass sie sprдche ja,
Und dass sie gern ihn nдhme: Wie schnell war er da
Mit seinen weiЯen Hдnden, womit er sie umschloss,
Gieselher der Junge! Wie wenig sie ihn doch genoss! (1734)

Da sprach der Markgraf: “Ihr edeln Kцnge reich,
Wenn ihr nun wiederkehret beim in euer Reich,
Wie es doch bald geschiehet, so geb ich euch die Magd,
Dass ihr sie mit euch fьhret.” Also ward es zugesagt. (1735)

Der Schall, den man hцrte, der musste nun vergehn.
Man lieЯ die Jungfrauen zu ihren Kammern gehn,
Und auch die Gдste schlafen und ruhn bis an den Tag.
Da schuf man ihnen Speise; der Wirt sie gьtlich verpflag. (1736)

Nach dem Imbiss wollten sie von dannen fahren
Zu der Heunen Lande: “Davor will ich euch wahren,”
Sprach der edle Markgraf, “ihr sollt noch hier bestehn;
So liebe Gдste hab ich lange nicht bei mir gesehn.” (1737)

Da versetzte Dankwart: “Herr, das kann nicht sein:
Wo nдhmet ihr die Speise, das Brot und auch den Wein,
Das ihr doch haben mьsstet fьr so manchen Mann?”
Als der Wirt das hцrte, stand ihm die Rede nicht an. (1738)

“Meine lieben Herren, ihr dьrft mirs nicht versagen.
Ich habe noch die Speise zu vierzehn Tagen
Fьr euch und das Gesinde, das mit euch hergekommen:
Mir hat der Kцnig Etzel noch gar selten was genommen.” (1739)

Wie sie sich weigern mochten, sie mussten da bestehn
Bis an den vierten Morgen. Wohl mochte da geschehn
Durch des Wirtes Milde was ferne ward bekannt:
Er gab seinen Gдsten beides, Ross und Gewand. (1740)

Nicht lдnger konnt es wдhren, sie mussten dannen fahren:
Rьdiger der kьhne konnte wenig sparen
Vor seiner groЯen Milde: Was jemand nur begehrt,
Das versagt' er niemand, sie sahn sich alle hoch geehrt. (1741)

Ihr edel Ingesinde brachte vor das Tor
Viel geschirrter Rosse; es wartete davor
Mancher fremde Recke, den Schild an seiner Hand,
Weil sie reiten wollten Kцnig Etzeln in das Land. (1742)

Der Wirt bot seine Gaben den Degen allzumal
Eh die edeln Gдste kamen vor den Saal;
Er mochte wohl mit Ehren in hoher Milde leben.
Seine schцne Tochter hatt er Geiselhern gegeben; (1743)

Da gab er Gernoten eine Waffe gut genug,
Die hernach in Stьrmen der Degen herrlich trug.
Ihm gцnnte wohl die Gabe des Markgrafen Weib;
Doch verlor Rьdiger davon noch Leben und Leib. (1744)

Da gab er Kцnig Guntern, dem Helden ohne Gleich,
Was wohl mit Ehren fьhrte der edle Kцnig reich,
Ob er selten Gab empfangen, ein gutes Streitgewand;
Da neigte sich der Kцnig vor des milden Rьdger Hand. (1745)

Da bot Frau Goteline, sie durft es ohne Scham,
Auch Hagen holde Gabe: Da sie der Kцnig nahm,
So sollt auch er nicht fahren zu dem Hofgelag
Ohn ihr Angebinde: Der Held jedoch widersprach. (1746)

“Alles was ich je gesehn,” so sprach da Hagen,
“So wьnscht ich nichts weiter von hier hinweg zu tragen
Als den Schild, der dorten hдnget an der Wand:
Den mцcht ich gerne fьhren Kцnig Etzeln in das Land.” (1747)

Als Hagen seine Bitte der Markgrдfin getan,
Die ihres Leids sie mahnte, das Weinen kam ihr an.
Da dachte sie mit Schmerzen an ihres Nudung Tod,
Den Wittich hat erschlagen; das schuf ihr Jammer und Not. (1748)

Sie sprach zu dem Degen: “Den Schild will ich euch geben.
O wollte Gott im Himmel, dass der noch dьrfte leben,
Der einst ihn hat getragen! Er fand im Kampf den Tod.
Ich muss ihn stets beweinen, das schafft mir armen Weibe Not!” (1749)

Da erhob sich von dem Sitze die Markgrдfin mild,
Mit ihren weiЯen Hдnden nahm sie herab den Schild
Und trug ihn hin zu Hagen: Der nahm ihn an die Hand.
Die Gabe war mit Ehren an den Recken gewandt. (1750)

Ein Wulst von lichtem Zeuche auf seinen Farben lag:
Bessern Schild als diesen beschien noch nie der Tag.
Er war besetzt mit Steinen: Hдtt ihn wer begehrt
Zu kaufen, nach den Kosten war er wohl tausend Marken wert. (1751)

Den Schild wegzubringen befahl da Hagen an.
Da kam sein Bruder Dankwart auch zu Hof heran:
Dem gab reicher Kleider Rьdgers Kind genug,
Die er bei den Heunen mit vielen Freuden noch trug. (1752)

All die reiche Gabe, die sie hier genommen,
Es wдr davon kein Flitter in ihre Hand gekommen,
Wars nicht dem Wirt zu Liebe, der es so gьtlich bot.
Sie wurden ihm so feind hernach, dass sie ihn schlagen mussten tot. (1753)

Da hatte mit der Fiedel Volker der schnelle Held
Sich hin vor Gotelinde zьchtiglich gestellt.
Er geigte sьЯe Tцne und sang dazu sein Lied:
So nahm er seinen Urlaub, als er von Bechlaren schied. (1754)

Sich lieЯ die Markgrдfin eine Lade nдher tragen.
Von freundlicher Gabe mцgt ihr nun hцren sagen:
Sie nahm daraus zwцlf Spangen und schob sie ihm an die Hand:
“Die sollt ihr hinnen fьhren Kцnig Etzeln in das Land, (1755)

Und sollt sie mir zu Leibe dort am Hofe tragen:
Wenn ihr wiederkehret, dass man mir mцge sagen,
Wie ihr mir habt gedienet bei dem Hofgelagt.”
Wohl nach der Frauen Wunsche tat der Degen hernach. (1756)

Der Wirt sprach zu den Gдsten: “Nun mцgt ihr sicher fahren;
Ich selbst will euch geleiten und vor Raub bewahren,
Dass ihr auf der StraЯe nicht werdet angerannt.”
Seine Saumrosse, die belud man gleich zur Hand. (1757)

Der Wirt war reisefertig nebst fьnfhundert Mann
Mit Rossen und mit Kleidern. Da fьhrt' er seinen Bann
Zu dem Hofgelage von dannen wohlgemut:
Nach Bechlaren kehrte nicht einer von den Rittern gut. (1758)

Mit minniglichen Kьssen der Wirt von dannen schied,
Also tat auch Geiselher, wie ihm die Treue riet.
Sie herzten schцne Frauen mit liebendem Umfahn:
Das mussten bald beweinen viel Jungfrauen wohlgetan. (1759)

Da wurden allenthalben die Fenster aufgetan:
Zu den Rossen eilte der Wirt mit seinem Bann.
Sie fьhlten wohl im Herzen voraus ihr herbes Leid.
Da weinten viel der Frauen und manche waidliche Maid. (1760)

Nach ihren lieben Freunden weinten manche sehr,
Die sie zu Bechlaren ersahen nimmermehr:
Doch ritten sie mit Freuden von hinnen auf den Sand,
An der Donau nieder bis an das heunische Land. (1761)

Da sprach zu den Burgonden der Ritter kьhn und hehr,
Rьdiger der edle: “Nun darf nicht lдnger mehr
Verhohlen sein die Kunde, dass wir nach Heunland kommen:
Es hat der Kцnig Etzel nie so Liebes vernommen.” (1762)

Da ritt der schnelle Bote durchs Цstreicherland:
Da ward es allenthalben den Leuten wohlbekannt,
Dass die Helden kдmen von Wormes ьber Rhein.
Des Kцnigs Ingesinde, dem konnt es lieber nicht sein. (1763)

Die Boten vordrangen mit den Mдhren,
Dass die Nibelungen bei den Heunen wдren.
“Du sollst sie wohl empfangen, Kriemhilde, Fraue mein:
Nach groЯen Ehren kommen dir die lieben Brьder dein.” (1764)

Kriemhild die Fraue ging an ein Fenster stehn
Und schaute nach den Brьdern, wie nach Freunden Freunde sehn.
Aus ihres Vaters Lande sah sie manchen Mann.
Als das der Kцnig hцrte, der hob vor Lust zu lachen an. (1765)

“Nun wohl mir dieser Freude,” sprach da Kriemhild,
“Hier bringen meine Freunde gar manchen neuen Schild
Und Panzer glдnzend helle: Wer nehmen will mein Gold,
Und meines Leids gedenken, dem will ich immer bleiben hold.” (1766)



28. Abenteuer
Wie Kriemhilde Hagen empfing


Als die Burgonden kamen in das Land,
Da erfuhr es von Berne der alte Hildebrand.
Er sagt es einem Herren: Es war ihm hцchlich leid;
Er hieЯ ihn wohl empfangen die Ritter kьhn und allbereit. (1767)

Da lieЯ der schnelle Wolfhart die Pferde fьhren her;
Da ritt mit Dietrichen mancher Degen hehr,
Der sie begrьЯen wollte, zu ihnen auf das Feld:
Sie hatten aufgeschlagen gar manches herrliche Zelt. (1768)

Als sie von Tronje Hagen von ferne reiten sah,
Wohl gezogen sprach er zu seinen Herren da:
“Nun hebt euch von den Sitzen, ihr Recken wohlgetan,
Und geht entgegen denen, die euch hier wollen empfahn. (1769)

“Dort kommt ein Heergesinde, das ist mir wohl bekannt:
Es sind viele schnelle Degen von Amelungenland,
Die fьhrt der von Berne, sie sind von hohem Mut:
Ihr sollt sie nicht verschmдhen, die Dienste, die man euch tut.” (1770)

Da sprang von den Rossen, so war es Fug und Recht,
Mit Dietrichen nieder mancher Herr und Knecht.
sie gingen zu den Gдsten, als man die Helden fand;
Sie begrьЯten freundlich die von der Burgonden Land. (1771)

Als sie der Degen Dietrich ihm entgegenkommen sah,
Nun mцgt ihr gerne hцren was der Degen da
Sprach zu Utens Sцhnen: Leid war ihm ihre Fahrt;
Er wдhnte, Rьdgers wьsst es und hдtt es ihnen offenbart. (1772)

“Willkommen mir, ihre Herren, Gunther und Geiselher,
Gernot und Hagen, Herr Volker auch so sehr,
Und Dankwart der schnelle;
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