(252)
Er sprach zu Lьdegasten: “Nun seid mir willkommen.
Ich habe groЯen Schaden durch eure Schuld genommen:
Das wird mir nun vergolten, wenn ich das Glьck gewann.
Gott lohne meinen Freunden; sie haben Liebes mir getan.” (253)
“Wohl mцgt ihr ihnen danken,” sprach da Lьdeger,
“Solche hohe Geisel gewann kein Kцnig mehr.
Um ritterlich gewahrsam geben wir groЯes Gut,
Und bitten, dass ihr gnдdiglich hier an euern Feinden tut.” (254)
“Ich will euch,” sprach er, “Beide ledig lassen gehn;
Nur dass meine Feinde hier bei mir bestehn,
Dafьr verlang ich Bьrgschaft, auf dass sie nicht mein Land
Verlassen ohne Frieden.” Darauf gab Lьdger die Hand. (255)
Man brachte sie zur Ruhe, wo man sie wohl verpflag,
Und bald auf guten Betten mancher Wunde lag.
Man schenkte den Gesunden Met und guten Wein:
Da konnte das Gesinde nimmer frцhlicher sein. (256)
Die zerhaunen Schilde man zum Verschlusse trug;
Blutgefдrbter Sдttel waren da genug:
Die lieЯ man verbergen, so weinten nicht die Fraun.
Da waren reisemьde viel gute Ritter zu schaun. (257)
Der Kцnig seine Gдste gar gьtlich verpflag.
Von Heimischen und Fremden das Land erfьllet lag;
Er lieЯ die Fдhrlichwunden gьtlich verpflegen:
Wie hart war darnieder nun ihr Ьbermut gelegen! (258)
Den wohlerfahrnen Дrzten bot man reichen Sold,
Silber ungewogen, dazu das lichte Gold,
Wenn sie die Helden heilten nach des Streites Not
Dazu viel groЯe Gabe der Kцnig seinen Gдsten bot. (259)
Wer wieder heimzureisen sann in seinem Mut,
Den bat man noch zu bleiben, wie man mit Freunden tut.
Der Kцnig ging zu Rate, wie er lohne seinen Bann:
Sie hatten seinen Willen nach allen Ehren getan. (260)
Da sprach der Herrne Gernot: “Lasst sie jetzt hindann:
Ьber sechs Wochen, sei ihnen kund getan,
Mцgen sie wieder kommen zu einem Hofgelag:
Heil ist dann mancher, der erst schwer verwundet lag.” (261)
Da bat auch um den Urlaub Siegfried von Niederland.
Als dem Kцnig Gunther sein Wille ward bekannt,
Bat er ihn gar minniglich, noch bei ihm zu bestehn:
Wenn nicht um seine Schwester, so wдr es nimmer geschehn. (262)
Dazu war er zu mдchtig, dass man ihm bцte Sold;
Er hдtt es wohl verdienet. Der Kцnig war ihm hold,
Und alle seine Freunde, die das mit angesehn,
Was da von seinen Hдnden in dem Kampfe war geschehn. (263)
Um der Schцnen willen er noch zu bleiben sann,
Vielleicht, dass er sie sдhe; was ward auch bald getan:
Ganz nach seinem Wunsche ward ihm die Magd bekannt.
Dann ritt er reich an Freuden heim in Kцnig Siegmunds Land. (264)
Der Wirt bat alle Tage der Ritterschaft zu pflegen:
Das tat mit gutem Willen mancher junge Degen;
Auch lieЯ er Sitz' errichten vor Wormes an dem Strand,
Denen die kommen sollten in der Burgonden Land. (265)
Nun hatt auch in den Tagen, als sie sollten kommen,
Kriemhild die schцne die Mдre wohl vernommen,
Er stellt ein Hofgelage mit lieben Freunden an:
Da dachten schцne Frauen mit groЯem FleiЯe daran, (266)
Gewand und Band zu suchen, das sie da wollten tragen.
Ute die Reiche vernahm die Mдre sagen
Von den stolzen Recken, die da sollten kommen:
Da wurden aus der Lade viel reiche Kleider genommen. (267)
Ihrer Kinder willen lieЯ sie bereiten manches Kleid,
Womit gezieret wurden viel Fraun und manche Maid,
Und viel der jungen Recken aus Burgondenland.
Sie lieЯ auch manchem Fremden bereiten herrlich Gewand. (268)
5. Abenteuer
Wie Siegfried Kriemhilden zuerst ersah
Man sah der Helden tдglich reiten an den Rhein,
Die bei dem Hofgelage gerne wollten sein.
Die Gunthern zu Liebe kamen in das Land,
Deren bot man Etlichen so Rosse wie auch Gewand. (269)
Da waren auch die Sitze allen schon erhцht,
Den Hцchsten und den Besten, wie die Sage geht,
ZweiunddreiЯig Fьrsten bei dem Hofgelag:
Da zierten alle Frauen sich um die Wette fьr den Tag. (270)
Da zeigte sich geschдftig der junge Geiselher.
Die Heimischen und Fremden mit gьtlicher Gebehr
Empfing er sie mit Gernot und beider Fьrsten Bann:
Wohl grьЯten sie die Degen, wie es nach Ehren ward getan. (271)
Viel goldroter Sдttel fьhrten sie ins Land;
Zierliche Schilde und herrlich Gewand
Brachten sie zum Rheine bei dem Hofgelag:
Mancher Ungesunde der Freude von neuem pflag. (272)
Die wund im Bette lagen und litten harte Not,
Die mussten nun vergessen wie bitter sei der Tod;
Die Siechen und die Kranken vergaЯ man zu beklagen:
Es freute sich ein jeder entgegen festlichen Tagen. (273)
Wie sie da leben wollten im gastlichen Genuss!
Wonnen ohne MaЯen, Freuden im Ьberfluss
Hatten alle Leute, so viel man immer fand:
Da hob sich groЯe Freude ьber Gunthers ganzes Land. (274)
An einem Pfingsttage sah man des Morgens ziehn
Wonniglich gekleidet gar manchen Ritter kьhn,
Fьnftausend oder drьber, dem Hofgelag entgegen;
Da hub um die Wette viel Kurzweil sich allerwegen. (275)
Der Wirt, der hatt im Sinne, was er schon lдngst erkannt,
Wie so aus ganzer Seele der Held von Niederland
Seine Schwester liebe, ob er sie nie gesehn,
Der man den Preis erteilte vor allen Jungfrauen schцn. (276)
* Er sprach: “Nun ratet alle, Freund oder Untertan,
Wie wir das Hofgelage am besten ordnen an,
Dass man uns nicht drum schelten mцge nach der Zeit;
Es liegt doch an den Werken zuletzt das Lob, das man uns beut.” (277)
Da sprach zu dem Kцnige der Degen Ortwein:
“Wollt ihr mit vollen Ehren bei dem Hofgelage sein,
So lasst die lieben Kinder vor euern Gдsten sehn,
Denen so viel Ehren bei den Burgonden geschehn. (278)
“Was wдre Mannes Wonne, was sollt er gerne schaun,
Wenn nicht schцne Mдgdlein und herrliche Fraun?
Drum lasst eure Schwester zu den Gдsten gehn.”
Der Rat war manchem Helden zu groЯer Freude geschehn. (279)
“Dem will ich gerne folgen,” der Kцnig sprach da so.
Alle die es hцrten waren darьber froh.
Er entbots Frau Utens Tochter wohlgetan,
Dass sie mit ihren Mдgdelein zu Hofe ginge hinan. (280)
Da ward aus den Schreinen gesuchet gut Gewand,
So viel man in der Lade des edeln Staates fand,
Von Borten und von Spangen: Des lag genug bereit.
Da zierte sich gar ritterlich manche waidliche Maid. (281)
Mancher junger Recke wьnschte heut so sehr,
Dass er bei den Frauen gern gesehen wдr,
Dass er dafьr nicht nдhme eines reichen Kцnig Land:
Sie sahen die da gerne, die ihnen waren bekannt. (282)
Da lieЯ der reiche Kцnig mit seiner Schwester gehn
Hundert seiner Recken, zu ihrem Dienst ersehn,
Mit ihr und seiner Mutter, die Schwerter in der Hand:
Das war das Hofgesinde in der Burgonden Land. (283)
Ute die reiche sah man mit ihr kommen,
Die hatte schцner Frauen sich zum Geleit genommen
Hundert oder drьber, geschmьckt mit reichem Kleid;
Auch ihrer Tochter folgte manche waidliche Maid. (284)
Aus eines Zimmers Tьre sah man sie alle gehn.
Da musste groЯes Drдngen von Helden bald geschehn,
Die alle harrend standen, ob es mцge sein,
Dass sie da frцhlich sдhen dieses edle Mдgdelein. (285)
Da kam die Minnigliche: So tritt das Morgenrot
Hervor aus trьben Wolken. Da schied von mancher Not
Der sie im Herzen hegte, was lange war geschehn.
Er sah die Minnigliche nun gar herrlich vor sich stehn. (286)
Von ihrem Kleide leuchtete mancher Edelstein,
Ihre rosenrote Farbe gab minniglichen Schein.
Was jemand wьnschen mochte, er musste doch gestehn,
Dass er auf dieser Erde noch nichts so Schцnes gesehn. (287)
Wie der lichte Vollmond vor den Sternen schwebt,
Des Schein so hell und lauter sich aus den Wolken hebt,
So glдnzte sie in Wahrheit vor andern Frauen gut:
Das mochte wohl erheben hier manchem Helden den Mut. (288)
Die reichen Kдmmerlinge schritten vor ihr her;
Die hochgemuten Degen lieЯen es nun nicht mehr:
Sie drдngten, dass sie sдhen die minnigliche Maid.
Siegfried dem Degen war es leib und wieder leid. (289)
Er sprach in seinem Sinne: “Wie dacht ich je daran,
Dass ich dich minnen sollte? Das ist ein eitler Wahn;
Soll ich dich aber meiden so wдr ich sanfter tot.”
Er ward von Gedanken oft bleich und oft wieder rot. (290)
Da sah man den Sieglinden-Sohn so minniglich da stehn,
Als ob er wдr entworfen auf einem Pergamen
Von guten Meisters Hдnden: Gern man ihm gestand,
Dass man nie im Leben so schцnen Helden noch fand. (291)
Die mit der Fraue gingen, die hieЯen aus den Wegen
Jeden vor ihr weichen: dem folgte mancher Degen.
Sie freuten sich im Herzen die Wonnigen zu schaun:
Man sah in hohen Zьchten viel der waidlichen Fraun. (292)
Da sprach von Burgonden der Herre Gernot:
“Dem Helden der so gьtlich euch seine Dienste bot,
Gunther, lieber Bruder, dem bietet hier den Lohn
Vor allen diesen Recken: Des Rates spricht mir niemand Hohn. (293)
“HeiЯet Siegfrieden zu meiner Schwester kommen,
Dass ihn das Mдgdlein grьЯe: Das bringt uns immer Frommen:
Die niemals Recken grьЯte, soll sein mit GrьЯen pflegen,
Dass wir uns so gewinnen diesen zierlichen Degen.” (294)
Des Wirtes Freunde gingen, wo man den Helden fand;
Sie sprachen zu dem Recken aus dem Niederland;
“Der Kцnig hat erlaubet, ihr sollt zu Hofe gehn,
Seine Schwester soll euch grьЯen, die Ehre soll euch geschehn.” (295)
Der Held in seinem Mute war da hoch erfreut,
Er trug in seinem Herzen Liebe sonder Leid,
Dass er der schцnen Ute Tochter sollte sehn:
Minniglicher Weise sie grьЯte Siegfrieden schцn, (296)
Als sie den Hochgemuten vor sich stehen sah.
Da erglьhte seine Farbe; die Schцne sagte da:
“Willkommen, Herr Siegfried, ein edler Ritter gut.
Da ward ihm von dem GruЯe wohl erhцhet der Mut. (297)
Er neigte sich ihr minniglich, als er Dank ihr bot;
Da zwnag sie zueinander sehnender Minne Not;
Mit liebem Blick der Augen sahn einander an
Der Held und auch das Mдgdelein; das ward verstohlen getan. (298)
Ward freundlich da geliebkos't ihre weiЯe Hand
In rechter Herzensminne, das ist mir nicht bekannt.
Doch kann ich auch nicht glauben, sie hдttens nicht getan:
Zwei liebende Herzen tдten unrecht daran. (299)
Zu des Sommers Zeiten und in des Maien Tagen
Durft er in seinem Herzen nimmer wieder tragen
So viel der hohen Wonne, als er da gewann,
Da sie ihm ging zur Seite, die der Held zu minnen sann. (300)
Da gedachte mancher Recke: “Hei! Wдr mir so geschehn,
Dass ich ihr ging zur Seite, wie ich ihn gesehn,
Oder bei ihr lдge! Das nдhm ich gerne hin.”
Es diente nie ein Recke so gut einer Kцnigin. (301)
Aus welchen Kцnigs Landen ein Gast gekommen war,
Er nahm im ganzen Saale nur dieser beiden wahr.
Ihr ward erlaubt zu kьssen den waidlichen Mann:
Ihm ward auf dieser Erde nie so Liebes getan. (302)
Von Dдnemark der Kцnig begann und sprach sogleich:
“Des hohen GruЯes willen liegt mancher krank und bleich,
Wie ich nun wohl gewahre, von Siegfriedens Hand:
Gott lass ihn nimmer wieder kommen in der Dдnen Land.” (303)
Dass hieЯ man allenthalben weichen aus den Wegen
Der schцnen Kriemhilde: manchen kьhnen Degen
Sah man wohl gezogen mit ihr zur Kirche gehn.
Da ward von ihr geschieden dieser Degen ausersehn. (304)
Da ging sie zu dem Mьnster; ihr folgten viel der Fraun.
Da war so wohl gezieret die Kцnigin zu schaun,
Dass da hoher Wьnsche mancher ward verloren;
Sie war zur Augenweide manchem Recken auserkoren. (305)
Kaum erharrte Siegfried bis schloss der Messgesang;
Er mochte seinem Heile des immer sagen Dank,
Dass ihm die so hold war, die er im Herzen trug:
Auch war er der Schцnen nach Verdienste hold genug. (306)
Als sie aus dem Mьnster nach der Messe trat,
Zu ihr zurьck zu gehen man den Kьhnen bat.
Da begann ihm erst zu danken die minnigliche Maid,
Dass er vor allen Recken so kьhn gefochten im Streit. (307)
“Nun lohn euch Gott, Herr Siegfried,” so sprach das edle Kind,
“Dass ihrs verdienen konntet, dass euch die Recken sind
So hold mit ganzer Treue, wie sie zumal gestehn.”
Da begann er Frau Kriemhilden minniglich anzusehn. (308)
“Stets will ich ihnen dienen,” sprach Siegfried der Degen,
“Und will mein Haupt zur Ruhe niemals niederlegen
Bis ihr Wunsch geschehen, hдlt mir das Leben an:
Das sei zu euerm Dienste, meine Frau Kriemhilde, getan.” (309)
Innerhalb zwцlf Tagen, so oft es neu getagt,
Sah man bei dem Degen die wonnevolle Magd,
So sie zu Hofe durfte vor ihre Freunde gehn.
Der Dienst war dem Recken aus groЯer Liebe geschen. (310)
Freude und Wonne und hohen Jubelschall
Sah man alle Tage vor Kцnig Gunthers Saal,
Davor und darinnen, gar manchen kьhnen Mann.
Ortwein und Hagen groЯer Wunder viel getan. (311)
Was man zu ьben wьnschte, des waren gleich bereit
In vцlliglichem MaЯe die Degen kьhn im Streit.
Da machten vor den Gдsten die Recken sich bekannt:
Davon so war gezieret Kцnig Gunthers ganzes Land. (312)
Die verwundet lagen wagten sich an den Wind:
sie wollten kurzweilen mit dem Ingesind,
Schirmen mit den Schilden und schieЯen mit dem Schaft:
Das halfen ihnen viele; sie hatten gar groЯe Kraft. (313)
Bei dem Hofgelage lieЯ sie der Wirt verpflegen
Mit der besten Speise; es durfte sich nicht regen
Nur der kleinste Tadel, der Fьrsten mag entstehn:
Man sah in jetzo freundlich hin zu seinen Gдsten gehn. (314)
Er sprach: “Ihr guten Recken, bevor ihr reitet hin,
So nehmet meine Gabe: Also steht mein Sinn,
Ich will euch immer danken; verschmдhet nicht mein Gut,
Es unter euch zu teilen, dazu hab ich festen Mut.” (315)
Die vom Dдnenlande sprachen gleich zur Hand:
“Bevor wir wieder reiten heim in unser Land,
Gewдhrt uns steten Frieden, das tut uns Recken Not:
Uns sind von euren Degen viel der leiben Freunde tot.” (316)
Geheilt von seinen Wunden war Lьdegast in der Zeit,
Der Vogt der Sachsen mochte genesen wohl vom Streit.
Etliche Tote lieЯen sie im Land.
Da ging der Kцnig Gunter hin wo er Siegfrieden fand. (317)
Er sprach zu dem Recken: “Nun rate, wie ich tu:
Unsre Gдste wollen reiten morgen fruh;
Sie wьnschen stete Sьhne mit mir und meinem Bann:
Nun rate, Degen Siegfried, was dich dьnke wohlgetan. (318)
Wes sich die Herrn getrцsten, das will ich dir sagen:
Was fьnfhundert Mдhren an Golde mцgen tragen,
Das bieten sie mir gerne fьr ihre Freiheit an.”
Da sprach aber Siegfried: “Ihr tдtet ьbel daran. (319)
Ihr sollt sie ungehindert von hinnen lassen fahren;
Nur dass die edeln Recken fьrder sich bewahren
Vor feindlichem Reiten her in euer Land,
Lasst euch zum Pfande geben der beiden Kцnige Hand.” (320)
“Dem Rate will ich folgen, sie ziehn damit hindann.”
Da ward es seinen Feinden beiden kundgetan,
Ihr Gold begehrte niemand, das sie geboten eh.
Daheim den lieben Freunden war nach den Heermьden weh. (321)
Viel Schilde Schatz beladen trug man da herbei:
Das teilt' er ungewogen seinen Freunden frei,
An fьnfhundert Marken oder gar noch mehr;
Gernot riet es Gunthern, dieser Degen kьhn und hehr. (322)
Da baten sie um Urlaub, sie wollten nun von dann.
Die Gдste gingen alle vor Kriemhild heran,
Und dahin auch wo Frau Ute saЯ, die Kцnigin.
Es zogen nie mehr Degen so wohl beurlaubt dahin. (323)
Die Herbergen leerten sich, als sie von dannen ritten;
Doch verblieb im Lande mit herrlichen Sitten
Der Kцnig mit den Seinen und mancher edle Mann:
Die gingen alle Tage zu Kriemhilden heran. (324)
Da wollt auch Urlaub nehmen Siegfried der gute Held,
Verzweifelnd zu erwerben, worauf sein Sinn gestellt.
Der Kцnig hцrte sagen, er wolle nun von dann:
Geiselher der junge ihn von der Reise gewann. (325)
“Wohin, edler Siegfried, wohin reitet ihr?
Hцret meine Bitte, bleibt bei den Recken hier,
Bei Gunther dem Kцnige und bei seinem Lehn:
Hier sind viel schцne Frauen, die lдsst man euch gerne sehn.” (326)
Da sprach der starke Siegfried: “So lasst die Rosse stehn.
Von hinnen wollt ich reiten, das lass ich mir vergehn;
Tragt auch hinweg die Schilde: wohl wollt ich in mein Land;
Davon hat mich Herr Geiselher wohl mit Ehren gewandt.” (327)
So blieb durch Freundes Liebe noch der kьhne Held;
Auch wдr ihm wohl nimmer irgend in der Welt
So wohl als hier geworden: daher es nun geschah,
Dass er alle Tage die schцne Kriemhilde sah. (328)
Ihrer hohen Schцnheit willen der Degen da verblieb.
Mit mancher Kurzweile man nun die Zeit vertrieb;
Nur zwang ihn ihre Minne, die schuf ihm oftmals Not,
Darum hernach der Kьhne lag zu groЯem Jammer tot. (329)
6. Abenteuer
Wie Gunther um Brunhilde warb
Wieder neue Mдre erhob sich ьber Rhein:
Man sagte sich da wдre manches Mдgdelein.
Sich eins davon zu werben sann Kцnig Gunthers Mut
Das dдuchte seine Recken und die Herren alle gut. (330)
Es war eine Kцnigstochter gesessen ьberm Meer,
Ihr zu vergleichen war keine andre mehr.
Schцn war sie aus der MaЯen, gar groЯ war ihre Kraft;
Sie schoss mit schnellen Degen um ihre Minne den Schaft. (331)
Den Stein warf sie ferne, nach dem sie weithin sprang;
Wer ihrer Minne gehrte, der musste sonder Wank
Drei Spiel ihr abgewinnen, der Frauen wohlgeboren;
Gebrach es ihm an einem, so war das Haupt ihm verloren (332)
Das hatte die Jungfrau gar manches Mal getan.
Das erfuhr am Rheine ein Ritter wohlgetan,
Der seine Sinne wandte auf das schцne Weib.
Drum mussten bald viele Degen verlieren Leben und Leib. (333)
* Als einst mit seinen Leuten saЯ der Kцnig hehr,
Ward es von allen Seiten beraten hin und her,
Welche ihr Herre sollte zum Weibe sich ersehn,
Die er zur Frauen wollte, und dem Lande mцchte wohl anstehn. (334)
Da sprach der Vogt vom Rheine: “Ich will an die See
Hin zu Brunhilden, wie es mir ergeh.
Ich will um ihre Minne verwagen meinen Leib,
Und den will ich verlieren, gewinn ich sie nicht zum Weib.” (335)
“Das will ich widerraten,” hub Siegfried an und sprach,
“Es lebt so grimmer Sitte die Kцnigstochter nach,
Wer wirbt um ihre Minne, dem kommt es hoch zu stehn:
Drum mцgt ihrs wohl entraten auf diese Reise zu gehn.” (336)
* Da sprach der Kцnig Gunther: “Nie wurde noch ein Weib
So stark und kьhn geboren, dass ich nicht ihren Leib
Im Streit bezwingen wollte allein mit meiner Hand.”
“Schweiget,” sprach da Siegfried, “euch ist die Frau nicht bekannt: (337)
* Und wдren Eurer Viere, die kцnnten nicht gedeihn
Vor ihren starken Krдften: drum lasst den Willen sein,
Das rat ich euch in Treuen: Entgeht ihr gern dem Tod,
So macht um ihre Minne euch nicht vergebliche Not.” (338)
* “Sei sie so stark sie wolle, die Reise muss ergehn
Hin zu Brunhilden, mag mir was will geschehn;
Ihrer hohen Schцnheit willen muss es gewaget sein;
Vielleicht dass Gott vergцnnet, dass sie mir folgt an den Rhein.” (339)
“So hцret was ich rate,” begann da Hagen,
“Ihr bittet Siegfrieden mit euch zu wagen
Die fдhrliche Reise; das ist der beste Rat,
Weil er von Brunhilden so gute Kunde doch hat.” (340)
Er sprach: “Viel edler Siegfried, willst du mein Helfer sein
Zu werben um die Schцne? Tu nach der Bitte mein;
Und gewinn ich mir zur Trauten das minnigliche Weib,
So verwag ich deinetwillen Ehre, Leben und Leib.” (341)
Da versetzte Siegfried, Siegmundens Sohn:
“Ich will es tun, versprichst du die Schwester mir zum Lohn,
Die schцne Kriemhilde, eine Kцnigin hehr;
So begehr ich keines Lohnes nach meinen Arbeiten mehr.” (342)
“Das gelob ich,” sprach da Gunther, “Siegfried, an deine Hand.
Und kommt die schцne Brunhild hieher in dieses Land,
So will ich dir zum Weibe meine Schwester geben:
So magst du mit der Schцnen immer in Freuden leben.” (343)
Des schwuren sie sich Eide, die Ritter kьhn und hehr,
Ihnen schuf es in der Ferne der Sorgen desto mehr,
Ehe sie die Fraue brachten an den Rhein;
Drob mussten die Kьhnen bald in groЯen Nцten sein (344)
* Von wilden Gezwergen hцrt ich Mдre sagen,
Dass sie in hohlen Bergen wohnen und Schirme tragen,
Die heiЯen Tarnkappen, von wunderbarer Art:
Wer sie am Leibe trage, der sei gar wohl darin bewahrt (345)
* Vor Schlдgen und vor Stichen; ihn mцg auch niemand sehn
So lang er drin verweile; hцren doch und spдhn
Mag er nach seinem Willen, dass niemand sein gewahrt;
Ihm wachsen auch die Krдfte, wie uns die Mдre offenbart. (346)
Der Herre Siegfried fьhrte die Tarnkappe mit,
Die der kьhne Degen mit Sorgen einst erstritt
Von dem starken Zwerge mit Namen Alberich;
Da schickten sich zur Reise Recken kьhn und ritterlich. (347)
Wenn der starke Siegfried die Tarnkappe trug,
So gewann er drinnen der Krдfte genug,
Zwцlf Mдnner Stдrke zu der im eignen Leib;
Er erwarb mit groЯen Listen dieses herrliche Weib. (348)
Auch war so beschaffen die Nebelkappe gut,
Ein Jeder mochte drinnen tun nach seinem Mut
Was er immer wollte, dass ihn noch niemand sah.
Damit gewann er Brunhild, durch die ihm bald viel Leid geschah. (349)
“Nun sag mir, Degen Siegfried, eh meine Fahrt gescheh,
Wie wir mit vollen Ehren kommen an die See?
Sollen wir Recken fьhren in Brunhildens Land?
DreiЯigtausend Degen, die werden eilends besandt.” (350)
* “Wie viel wir Volkes fьhrten,” Siegfried widersprach,
“Es lebt so grimmer Sitte die Kцnigin nach,
Das mьsste doch ersterben vor ihrem Ьbermut.
Ich will euch besser raten, Degen ihr kьhn und gut. (351)
* “In Reckenweise fahren wir zu Tal den Rhein.
Die will ich dir nennen, die das sollen sein:
Wir fahren selbvierte nieder an die See,
Die Frau zu erwerben, was uns hernach auch gescheh. (352)
“Der Gesellen bin ich einer, du sollst der andre sein,
Und Hagen sei der dritte; wir mцgen wohl gedeihn:
Der vierte das sei Dankwart, dieser kьhne Mann:
Es dьrfen andrer tausend zum Streite nimmer uns nahn.” (353)
“Die Mдre wьsst ich gerne,” der Kцnig sprach da so,
“Eh wir von hinnen fьhren (des wдr ich herzlich froh),
Was wir fьr Kleider sollten vor Brunhilden tragen,
Die uns geziemen mцchten: Siegfried, das sollst du mir sagen.” (354)
“Die allerbesten Kleider, die man irgend fand,
Trдgt man zu allen Zeiten in Brunhildens Land:
Drum lasst uns reiche Kleider vor der Frauen tragen,
Dass wir nicht Schande haben, hцrt man kьnftig von uns sagen.” (355)
* Da sprach der gute Degen: “So geh ich selber dann
Zu meiner lieben Mutter, ob ichs erbitten kann,
Dass uns Gewand bereite der schцnen Mдgdlein Hand,
So wir mit Ehren tragen in der hehren Jungfrau Land.” (356)
* Da sprach von Tronje Hagen mit herrlichen Sitten:
“Was wollt ihr eure Mutter um solche Dienste bitten?
Lasst eure Schwester hцren was euer Sinn begehrt,
So werden ihre Dienste zu dieser Hoffahrt euch gewдhrt.” (357)
Da entbot er seiner Schwester, er wolle sie sehn,
Und auch der Degen Siegfried. Bevor das war geschehn,
Da hatte sich die Schцne geschmьckt mit reichem Kleid:
Dass die Herren kamen schuf ihr wenig Herzeleid. (358)
Da war auch ihr Gesinde geschmьckt nach seinem Stand.
Die Fьrsten kamen beide; kaum war es ihr bekannt,
Da erhob sie sich vom Sitze: wie zьchtig sie da ging,
Als sie den edeln Fremdling und ihren Bruder empfing. (359)
“Sei willkommen, Bruder und der Geselle dein.
Nun mцcht ich gerne hцren,” sprach das Mдgdelein,
“Was euch Herrn geliebet, dass ihr zu Hofe kommt:
Nun lasst mich bald erfahren, was euch edeln Recken frommt.” (360)
Da sprach der Kцnig Gunther: “Frau, ich wills euch sagen.
Wir mьssen groЯe Sorge bei hohem Mute tragen:
Wir wollen werben reiten fern in fremdes Land,
Und mцchten zu der Reise haben zierlich Gewand.” (361)
“Nun sitzet, lieber Bruder,” sprach das Kцnigskind,
“Und lasst mich erst erfahren, wer die Frauen sind,
Die ihr gedenkt zu minnen in fremder Kцnge Land?”
Die Auserwдhlten beide nahm die Fraue bei der Hand; (362)
Da ging sie mit den beiden hin, wo sie eben saЯ,
Zu einem reichen Polster, wohl vernahm ich das,
Gewirkt mit guten Bildern, in Golde wohl erhaben:
Sie mochten bei den Frauen gute Kurzweile haben. (363)
Freundliche Blicke und gьtliches Sehn,
Das mochte von den beiden viel hin und her geschehn.
Er trug sie in dem Herzen, sie war ihm wie sein Leib;
Bald ward die schцne Kriemhild des kьhnen Siegfriedes Weib. (364)
* Da sprach der reiche Kцnig: “Viel liebe Schwester mein,
Ohne eine Hilfe kann es nimmer sein:
Wir wollen abenteuern in Brunhildens Land,
Da mьssen wir vor Frauen tragen herrlich Gewand.” (365)
* Da sprach die Jungfraue: “Viel lieber Bruder mein,
Kann euch an meiner Hilfe dabei gelegen sein,
So sollt ihr inne werden, dass ich dazu bereit,
Und tus mit gutem Willen,” sprach die wonnigliche Maid. (366)
* Ihr sollt mich, edler Ritter, nicht in Sorgen bitten,
Ihr sollt mir gebieten mit herrlichen Sitten;
Was euch von mir gefalle, ich bin dazu bereit,
Und tus mit gutem Willen,” sprach die wonnigliche Maid. (367)
* “Wir wollen, liebe Schwester, tragen gut Gewand:
Das soll uns schaffen helfen eure edle Hand.
Lasst eure Mдgdlein sorgen, dass es uns herrlich steht,
Da man uns diese Reise doch vergebens widerrдt.” (368)
Da sprach die Jungfraue: “Nun merkt die Rede mein:
Wir haben selber Seide: nun schafft, dass man Gestein
Uns auf den Schilden bringe, so wirken wir das Kleid.”
Dazu war Kцnig Gunther und Siegfried gerne bereit. (369)
“Wer sind die Gesellen,” sprach die Kцnigin,
“Die mit euch gekleidet zu Hofe sollen ziehn?”
Er sprach: “Unser Viere. Zwei aus meinem Lehn,
Dankwart und Hagen, sollen mit mir zu Hofe gehn. (370)
“Nun sollt ihr wohl behalten, was ich euch, Fraue, sage:
Schafft, dass ich selbvierter zu vier Tagen trage
Je der Kleider dreierlei, und also gut Gewand,
Dass wir ohne Schande rдumen Brunhildens Land.” (371)
Mit gutem Urlaub gingen die beiden Herren hin.
Da berief die Jungfraun die schцne Kцnigin
Aus ihrer Kemenate dreiЯig Mдgdelein,
Die gar sinnreich mochten zu solchen Ьbungen sein. (372)
In arabische Seide, so weiЯ als der Schnee,
Und gute Zazamanker, so grьn als der Klee,
Legten sie Gesteine: das gab ein gut Gewand;
Die hehre Kriemhilde schnitts mit eigener Hand. (373)
Von fremder Fische Hдuten Bezьge wohlgetan;
Die zu schauen fremde waren jedermann,
Bedeckten sie mit Seide, die sie sollten tragen;
Nun hцret groЯe Wunder von dem lichten Staate sagen: (374)
Aus dem Land Marokko und auch von Libya
Der allerbesten Seide, die man jemals sah
Bei kцniglichem Stamme, besaЯen sie genug:
Wohl lieЯ Kriemhilde schauen, dass sie Sorge fьr sie trug. (375)
Weil sie zu ihrer Reise so hohe Tracht begehrt,
Des Hermelines Felle, die dдuchten sie viel wert,
Darob von Kohlenschwдrze mancher Flecken lag:
Das trьgen schnelle Helden noch gern bei einem Hofgelag. (376)
Aus arabischem Golde glдnzte mancher Stein;
Der Frauen UnmuЯe war nicht zu klein.
Sie schufen die Gewande in sieben Wochen Zeit;
Da war auch Gewaffen den guten Recken bereit. (377)
Da sie bereit waren, da war auch auf dem Rhein
GleiЯiglich gezimmert ein starkes Schifflein,
Das sie tragen sollte hinunter an die See:
Den edeln Jungfrauen war von vieler Arbeit weh. (378)
* Da sagte man den Recken, es sei fьr sie zur Hand,
Womit sie reisen sollten, das zierliche Gewand.
Alles was sie wьnschten, das war nun geschehn;
Da wollten sie nicht lдnger mehr an dem Rheine bestehn. (379)
Zu den Heergesellen ein Bote war gesandt,
Ob sie schauen wollten ihr neues Gewand,
Ob es den Helden wдre zu kurz oder zu lang;
Es war von rechtem MaЯe;
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Er sprach zu Lьdegasten: “Nun seid mir willkommen.
Ich habe groЯen Schaden durch eure Schuld genommen:
Das wird mir nun vergolten, wenn ich das Glьck gewann.
Gott lohne meinen Freunden; sie haben Liebes mir getan.” (253)
“Wohl mцgt ihr ihnen danken,” sprach da Lьdeger,
“Solche hohe Geisel gewann kein Kцnig mehr.
Um ritterlich gewahrsam geben wir groЯes Gut,
Und bitten, dass ihr gnдdiglich hier an euern Feinden tut.” (254)
“Ich will euch,” sprach er, “Beide ledig lassen gehn;
Nur dass meine Feinde hier bei mir bestehn,
Dafьr verlang ich Bьrgschaft, auf dass sie nicht mein Land
Verlassen ohne Frieden.” Darauf gab Lьdger die Hand. (255)
Man brachte sie zur Ruhe, wo man sie wohl verpflag,
Und bald auf guten Betten mancher Wunde lag.
Man schenkte den Gesunden Met und guten Wein:
Da konnte das Gesinde nimmer frцhlicher sein. (256)
Die zerhaunen Schilde man zum Verschlusse trug;
Blutgefдrbter Sдttel waren da genug:
Die lieЯ man verbergen, so weinten nicht die Fraun.
Da waren reisemьde viel gute Ritter zu schaun. (257)
Der Kцnig seine Gдste gar gьtlich verpflag.
Von Heimischen und Fremden das Land erfьllet lag;
Er lieЯ die Fдhrlichwunden gьtlich verpflegen:
Wie hart war darnieder nun ihr Ьbermut gelegen! (258)
Den wohlerfahrnen Дrzten bot man reichen Sold,
Silber ungewogen, dazu das lichte Gold,
Wenn sie die Helden heilten nach des Streites Not
Dazu viel groЯe Gabe der Kцnig seinen Gдsten bot. (259)
Wer wieder heimzureisen sann in seinem Mut,
Den bat man noch zu bleiben, wie man mit Freunden tut.
Der Kцnig ging zu Rate, wie er lohne seinen Bann:
Sie hatten seinen Willen nach allen Ehren getan. (260)
Da sprach der Herrne Gernot: “Lasst sie jetzt hindann:
Ьber sechs Wochen, sei ihnen kund getan,
Mцgen sie wieder kommen zu einem Hofgelag:
Heil ist dann mancher, der erst schwer verwundet lag.” (261)
Da bat auch um den Urlaub Siegfried von Niederland.
Als dem Kцnig Gunther sein Wille ward bekannt,
Bat er ihn gar minniglich, noch bei ihm zu bestehn:
Wenn nicht um seine Schwester, so wдr es nimmer geschehn. (262)
Dazu war er zu mдchtig, dass man ihm bцte Sold;
Er hдtt es wohl verdienet. Der Kцnig war ihm hold,
Und alle seine Freunde, die das mit angesehn,
Was da von seinen Hдnden in dem Kampfe war geschehn. (263)
Um der Schцnen willen er noch zu bleiben sann,
Vielleicht, dass er sie sдhe; was ward auch bald getan:
Ganz nach seinem Wunsche ward ihm die Magd bekannt.
Dann ritt er reich an Freuden heim in Kцnig Siegmunds Land. (264)
Der Wirt bat alle Tage der Ritterschaft zu pflegen:
Das tat mit gutem Willen mancher junge Degen;
Auch lieЯ er Sitz' errichten vor Wormes an dem Strand,
Denen die kommen sollten in der Burgonden Land. (265)
Nun hatt auch in den Tagen, als sie sollten kommen,
Kriemhild die schцne die Mдre wohl vernommen,
Er stellt ein Hofgelage mit lieben Freunden an:
Da dachten schцne Frauen mit groЯem FleiЯe daran, (266)
Gewand und Band zu suchen, das sie da wollten tragen.
Ute die Reiche vernahm die Mдre sagen
Von den stolzen Recken, die da sollten kommen:
Da wurden aus der Lade viel reiche Kleider genommen. (267)
Ihrer Kinder willen lieЯ sie bereiten manches Kleid,
Womit gezieret wurden viel Fraun und manche Maid,
Und viel der jungen Recken aus Burgondenland.
Sie lieЯ auch manchem Fremden bereiten herrlich Gewand. (268)
5. Abenteuer
Wie Siegfried Kriemhilden zuerst ersah
Man sah der Helden tдglich reiten an den Rhein,
Die bei dem Hofgelage gerne wollten sein.
Die Gunthern zu Liebe kamen in das Land,
Deren bot man Etlichen so Rosse wie auch Gewand. (269)
Da waren auch die Sitze allen schon erhцht,
Den Hцchsten und den Besten, wie die Sage geht,
ZweiunddreiЯig Fьrsten bei dem Hofgelag:
Da zierten alle Frauen sich um die Wette fьr den Tag. (270)
Da zeigte sich geschдftig der junge Geiselher.
Die Heimischen und Fremden mit gьtlicher Gebehr
Empfing er sie mit Gernot und beider Fьrsten Bann:
Wohl grьЯten sie die Degen, wie es nach Ehren ward getan. (271)
Viel goldroter Sдttel fьhrten sie ins Land;
Zierliche Schilde und herrlich Gewand
Brachten sie zum Rheine bei dem Hofgelag:
Mancher Ungesunde der Freude von neuem pflag. (272)
Die wund im Bette lagen und litten harte Not,
Die mussten nun vergessen wie bitter sei der Tod;
Die Siechen und die Kranken vergaЯ man zu beklagen:
Es freute sich ein jeder entgegen festlichen Tagen. (273)
Wie sie da leben wollten im gastlichen Genuss!
Wonnen ohne MaЯen, Freuden im Ьberfluss
Hatten alle Leute, so viel man immer fand:
Da hob sich groЯe Freude ьber Gunthers ganzes Land. (274)
An einem Pfingsttage sah man des Morgens ziehn
Wonniglich gekleidet gar manchen Ritter kьhn,
Fьnftausend oder drьber, dem Hofgelag entgegen;
Da hub um die Wette viel Kurzweil sich allerwegen. (275)
Der Wirt, der hatt im Sinne, was er schon lдngst erkannt,
Wie so aus ganzer Seele der Held von Niederland
Seine Schwester liebe, ob er sie nie gesehn,
Der man den Preis erteilte vor allen Jungfrauen schцn. (276)
* Er sprach: “Nun ratet alle, Freund oder Untertan,
Wie wir das Hofgelage am besten ordnen an,
Dass man uns nicht drum schelten mцge nach der Zeit;
Es liegt doch an den Werken zuletzt das Lob, das man uns beut.” (277)
Da sprach zu dem Kцnige der Degen Ortwein:
“Wollt ihr mit vollen Ehren bei dem Hofgelage sein,
So lasst die lieben Kinder vor euern Gдsten sehn,
Denen so viel Ehren bei den Burgonden geschehn. (278)
“Was wдre Mannes Wonne, was sollt er gerne schaun,
Wenn nicht schцne Mдgdlein und herrliche Fraun?
Drum lasst eure Schwester zu den Gдsten gehn.”
Der Rat war manchem Helden zu groЯer Freude geschehn. (279)
“Dem will ich gerne folgen,” der Kцnig sprach da so.
Alle die es hцrten waren darьber froh.
Er entbots Frau Utens Tochter wohlgetan,
Dass sie mit ihren Mдgdelein zu Hofe ginge hinan. (280)
Da ward aus den Schreinen gesuchet gut Gewand,
So viel man in der Lade des edeln Staates fand,
Von Borten und von Spangen: Des lag genug bereit.
Da zierte sich gar ritterlich manche waidliche Maid. (281)
Mancher junger Recke wьnschte heut so sehr,
Dass er bei den Frauen gern gesehen wдr,
Dass er dafьr nicht nдhme eines reichen Kцnig Land:
Sie sahen die da gerne, die ihnen waren bekannt. (282)
Da lieЯ der reiche Kцnig mit seiner Schwester gehn
Hundert seiner Recken, zu ihrem Dienst ersehn,
Mit ihr und seiner Mutter, die Schwerter in der Hand:
Das war das Hofgesinde in der Burgonden Land. (283)
Ute die reiche sah man mit ihr kommen,
Die hatte schцner Frauen sich zum Geleit genommen
Hundert oder drьber, geschmьckt mit reichem Kleid;
Auch ihrer Tochter folgte manche waidliche Maid. (284)
Aus eines Zimmers Tьre sah man sie alle gehn.
Da musste groЯes Drдngen von Helden bald geschehn,
Die alle harrend standen, ob es mцge sein,
Dass sie da frцhlich sдhen dieses edle Mдgdelein. (285)
Da kam die Minnigliche: So tritt das Morgenrot
Hervor aus trьben Wolken. Da schied von mancher Not
Der sie im Herzen hegte, was lange war geschehn.
Er sah die Minnigliche nun gar herrlich vor sich stehn. (286)
Von ihrem Kleide leuchtete mancher Edelstein,
Ihre rosenrote Farbe gab minniglichen Schein.
Was jemand wьnschen mochte, er musste doch gestehn,
Dass er auf dieser Erde noch nichts so Schцnes gesehn. (287)
Wie der lichte Vollmond vor den Sternen schwebt,
Des Schein so hell und lauter sich aus den Wolken hebt,
So glдnzte sie in Wahrheit vor andern Frauen gut:
Das mochte wohl erheben hier manchem Helden den Mut. (288)
Die reichen Kдmmerlinge schritten vor ihr her;
Die hochgemuten Degen lieЯen es nun nicht mehr:
Sie drдngten, dass sie sдhen die minnigliche Maid.
Siegfried dem Degen war es leib und wieder leid. (289)
Er sprach in seinem Sinne: “Wie dacht ich je daran,
Dass ich dich minnen sollte? Das ist ein eitler Wahn;
Soll ich dich aber meiden so wдr ich sanfter tot.”
Er ward von Gedanken oft bleich und oft wieder rot. (290)
Da sah man den Sieglinden-Sohn so minniglich da stehn,
Als ob er wдr entworfen auf einem Pergamen
Von guten Meisters Hдnden: Gern man ihm gestand,
Dass man nie im Leben so schцnen Helden noch fand. (291)
Die mit der Fraue gingen, die hieЯen aus den Wegen
Jeden vor ihr weichen: dem folgte mancher Degen.
Sie freuten sich im Herzen die Wonnigen zu schaun:
Man sah in hohen Zьchten viel der waidlichen Fraun. (292)
Da sprach von Burgonden der Herre Gernot:
“Dem Helden der so gьtlich euch seine Dienste bot,
Gunther, lieber Bruder, dem bietet hier den Lohn
Vor allen diesen Recken: Des Rates spricht mir niemand Hohn. (293)
“HeiЯet Siegfrieden zu meiner Schwester kommen,
Dass ihn das Mдgdlein grьЯe: Das bringt uns immer Frommen:
Die niemals Recken grьЯte, soll sein mit GrьЯen pflegen,
Dass wir uns so gewinnen diesen zierlichen Degen.” (294)
Des Wirtes Freunde gingen, wo man den Helden fand;
Sie sprachen zu dem Recken aus dem Niederland;
“Der Kцnig hat erlaubet, ihr sollt zu Hofe gehn,
Seine Schwester soll euch grьЯen, die Ehre soll euch geschehn.” (295)
Der Held in seinem Mute war da hoch erfreut,
Er trug in seinem Herzen Liebe sonder Leid,
Dass er der schцnen Ute Tochter sollte sehn:
Minniglicher Weise sie grьЯte Siegfrieden schцn, (296)
Als sie den Hochgemuten vor sich stehen sah.
Da erglьhte seine Farbe; die Schцne sagte da:
“Willkommen, Herr Siegfried, ein edler Ritter gut.
Da ward ihm von dem GruЯe wohl erhцhet der Mut. (297)
Er neigte sich ihr minniglich, als er Dank ihr bot;
Da zwnag sie zueinander sehnender Minne Not;
Mit liebem Blick der Augen sahn einander an
Der Held und auch das Mдgdelein; das ward verstohlen getan. (298)
Ward freundlich da geliebkos't ihre weiЯe Hand
In rechter Herzensminne, das ist mir nicht bekannt.
Doch kann ich auch nicht glauben, sie hдttens nicht getan:
Zwei liebende Herzen tдten unrecht daran. (299)
Zu des Sommers Zeiten und in des Maien Tagen
Durft er in seinem Herzen nimmer wieder tragen
So viel der hohen Wonne, als er da gewann,
Da sie ihm ging zur Seite, die der Held zu minnen sann. (300)
Da gedachte mancher Recke: “Hei! Wдr mir so geschehn,
Dass ich ihr ging zur Seite, wie ich ihn gesehn,
Oder bei ihr lдge! Das nдhm ich gerne hin.”
Es diente nie ein Recke so gut einer Kцnigin. (301)
Aus welchen Kцnigs Landen ein Gast gekommen war,
Er nahm im ganzen Saale nur dieser beiden wahr.
Ihr ward erlaubt zu kьssen den waidlichen Mann:
Ihm ward auf dieser Erde nie so Liebes getan. (302)
Von Dдnemark der Kцnig begann und sprach sogleich:
“Des hohen GruЯes willen liegt mancher krank und bleich,
Wie ich nun wohl gewahre, von Siegfriedens Hand:
Gott lass ihn nimmer wieder kommen in der Dдnen Land.” (303)
Dass hieЯ man allenthalben weichen aus den Wegen
Der schцnen Kriemhilde: manchen kьhnen Degen
Sah man wohl gezogen mit ihr zur Kirche gehn.
Da ward von ihr geschieden dieser Degen ausersehn. (304)
Da ging sie zu dem Mьnster; ihr folgten viel der Fraun.
Da war so wohl gezieret die Kцnigin zu schaun,
Dass da hoher Wьnsche mancher ward verloren;
Sie war zur Augenweide manchem Recken auserkoren. (305)
Kaum erharrte Siegfried bis schloss der Messgesang;
Er mochte seinem Heile des immer sagen Dank,
Dass ihm die so hold war, die er im Herzen trug:
Auch war er der Schцnen nach Verdienste hold genug. (306)
Als sie aus dem Mьnster nach der Messe trat,
Zu ihr zurьck zu gehen man den Kьhnen bat.
Da begann ihm erst zu danken die minnigliche Maid,
Dass er vor allen Recken so kьhn gefochten im Streit. (307)
“Nun lohn euch Gott, Herr Siegfried,” so sprach das edle Kind,
“Dass ihrs verdienen konntet, dass euch die Recken sind
So hold mit ganzer Treue, wie sie zumal gestehn.”
Da begann er Frau Kriemhilden minniglich anzusehn. (308)
“Stets will ich ihnen dienen,” sprach Siegfried der Degen,
“Und will mein Haupt zur Ruhe niemals niederlegen
Bis ihr Wunsch geschehen, hдlt mir das Leben an:
Das sei zu euerm Dienste, meine Frau Kriemhilde, getan.” (309)
Innerhalb zwцlf Tagen, so oft es neu getagt,
Sah man bei dem Degen die wonnevolle Magd,
So sie zu Hofe durfte vor ihre Freunde gehn.
Der Dienst war dem Recken aus groЯer Liebe geschen. (310)
Freude und Wonne und hohen Jubelschall
Sah man alle Tage vor Kцnig Gunthers Saal,
Davor und darinnen, gar manchen kьhnen Mann.
Ortwein und Hagen groЯer Wunder viel getan. (311)
Was man zu ьben wьnschte, des waren gleich bereit
In vцlliglichem MaЯe die Degen kьhn im Streit.
Da machten vor den Gдsten die Recken sich bekannt:
Davon so war gezieret Kцnig Gunthers ganzes Land. (312)
Die verwundet lagen wagten sich an den Wind:
sie wollten kurzweilen mit dem Ingesind,
Schirmen mit den Schilden und schieЯen mit dem Schaft:
Das halfen ihnen viele; sie hatten gar groЯe Kraft. (313)
Bei dem Hofgelage lieЯ sie der Wirt verpflegen
Mit der besten Speise; es durfte sich nicht regen
Nur der kleinste Tadel, der Fьrsten mag entstehn:
Man sah in jetzo freundlich hin zu seinen Gдsten gehn. (314)
Er sprach: “Ihr guten Recken, bevor ihr reitet hin,
So nehmet meine Gabe: Also steht mein Sinn,
Ich will euch immer danken; verschmдhet nicht mein Gut,
Es unter euch zu teilen, dazu hab ich festen Mut.” (315)
Die vom Dдnenlande sprachen gleich zur Hand:
“Bevor wir wieder reiten heim in unser Land,
Gewдhrt uns steten Frieden, das tut uns Recken Not:
Uns sind von euren Degen viel der leiben Freunde tot.” (316)
Geheilt von seinen Wunden war Lьdegast in der Zeit,
Der Vogt der Sachsen mochte genesen wohl vom Streit.
Etliche Tote lieЯen sie im Land.
Da ging der Kцnig Gunter hin wo er Siegfrieden fand. (317)
Er sprach zu dem Recken: “Nun rate, wie ich tu:
Unsre Gдste wollen reiten morgen fruh;
Sie wьnschen stete Sьhne mit mir und meinem Bann:
Nun rate, Degen Siegfried, was dich dьnke wohlgetan. (318)
Wes sich die Herrn getrцsten, das will ich dir sagen:
Was fьnfhundert Mдhren an Golde mцgen tragen,
Das bieten sie mir gerne fьr ihre Freiheit an.”
Da sprach aber Siegfried: “Ihr tдtet ьbel daran. (319)
Ihr sollt sie ungehindert von hinnen lassen fahren;
Nur dass die edeln Recken fьrder sich bewahren
Vor feindlichem Reiten her in euer Land,
Lasst euch zum Pfande geben der beiden Kцnige Hand.” (320)
“Dem Rate will ich folgen, sie ziehn damit hindann.”
Da ward es seinen Feinden beiden kundgetan,
Ihr Gold begehrte niemand, das sie geboten eh.
Daheim den lieben Freunden war nach den Heermьden weh. (321)
Viel Schilde Schatz beladen trug man da herbei:
Das teilt' er ungewogen seinen Freunden frei,
An fьnfhundert Marken oder gar noch mehr;
Gernot riet es Gunthern, dieser Degen kьhn und hehr. (322)
Da baten sie um Urlaub, sie wollten nun von dann.
Die Gдste gingen alle vor Kriemhild heran,
Und dahin auch wo Frau Ute saЯ, die Kцnigin.
Es zogen nie mehr Degen so wohl beurlaubt dahin. (323)
Die Herbergen leerten sich, als sie von dannen ritten;
Doch verblieb im Lande mit herrlichen Sitten
Der Kцnig mit den Seinen und mancher edle Mann:
Die gingen alle Tage zu Kriemhilden heran. (324)
Da wollt auch Urlaub nehmen Siegfried der gute Held,
Verzweifelnd zu erwerben, worauf sein Sinn gestellt.
Der Kцnig hцrte sagen, er wolle nun von dann:
Geiselher der junge ihn von der Reise gewann. (325)
“Wohin, edler Siegfried, wohin reitet ihr?
Hцret meine Bitte, bleibt bei den Recken hier,
Bei Gunther dem Kцnige und bei seinem Lehn:
Hier sind viel schцne Frauen, die lдsst man euch gerne sehn.” (326)
Da sprach der starke Siegfried: “So lasst die Rosse stehn.
Von hinnen wollt ich reiten, das lass ich mir vergehn;
Tragt auch hinweg die Schilde: wohl wollt ich in mein Land;
Davon hat mich Herr Geiselher wohl mit Ehren gewandt.” (327)
So blieb durch Freundes Liebe noch der kьhne Held;
Auch wдr ihm wohl nimmer irgend in der Welt
So wohl als hier geworden: daher es nun geschah,
Dass er alle Tage die schцne Kriemhilde sah. (328)
Ihrer hohen Schцnheit willen der Degen da verblieb.
Mit mancher Kurzweile man nun die Zeit vertrieb;
Nur zwang ihn ihre Minne, die schuf ihm oftmals Not,
Darum hernach der Kьhne lag zu groЯem Jammer tot. (329)
6. Abenteuer
Wie Gunther um Brunhilde warb
Wieder neue Mдre erhob sich ьber Rhein:
Man sagte sich da wдre manches Mдgdelein.
Sich eins davon zu werben sann Kцnig Gunthers Mut
Das dдuchte seine Recken und die Herren alle gut. (330)
Es war eine Kцnigstochter gesessen ьberm Meer,
Ihr zu vergleichen war keine andre mehr.
Schцn war sie aus der MaЯen, gar groЯ war ihre Kraft;
Sie schoss mit schnellen Degen um ihre Minne den Schaft. (331)
Den Stein warf sie ferne, nach dem sie weithin sprang;
Wer ihrer Minne gehrte, der musste sonder Wank
Drei Spiel ihr abgewinnen, der Frauen wohlgeboren;
Gebrach es ihm an einem, so war das Haupt ihm verloren (332)
Das hatte die Jungfrau gar manches Mal getan.
Das erfuhr am Rheine ein Ritter wohlgetan,
Der seine Sinne wandte auf das schцne Weib.
Drum mussten bald viele Degen verlieren Leben und Leib. (333)
* Als einst mit seinen Leuten saЯ der Kцnig hehr,
Ward es von allen Seiten beraten hin und her,
Welche ihr Herre sollte zum Weibe sich ersehn,
Die er zur Frauen wollte, und dem Lande mцchte wohl anstehn. (334)
Da sprach der Vogt vom Rheine: “Ich will an die See
Hin zu Brunhilden, wie es mir ergeh.
Ich will um ihre Minne verwagen meinen Leib,
Und den will ich verlieren, gewinn ich sie nicht zum Weib.” (335)
“Das will ich widerraten,” hub Siegfried an und sprach,
“Es lebt so grimmer Sitte die Kцnigstochter nach,
Wer wirbt um ihre Minne, dem kommt es hoch zu stehn:
Drum mцgt ihrs wohl entraten auf diese Reise zu gehn.” (336)
* Da sprach der Kцnig Gunther: “Nie wurde noch ein Weib
So stark und kьhn geboren, dass ich nicht ihren Leib
Im Streit bezwingen wollte allein mit meiner Hand.”
“Schweiget,” sprach da Siegfried, “euch ist die Frau nicht bekannt: (337)
* Und wдren Eurer Viere, die kцnnten nicht gedeihn
Vor ihren starken Krдften: drum lasst den Willen sein,
Das rat ich euch in Treuen: Entgeht ihr gern dem Tod,
So macht um ihre Minne euch nicht vergebliche Not.” (338)
* “Sei sie so stark sie wolle, die Reise muss ergehn
Hin zu Brunhilden, mag mir was will geschehn;
Ihrer hohen Schцnheit willen muss es gewaget sein;
Vielleicht dass Gott vergцnnet, dass sie mir folgt an den Rhein.” (339)
“So hцret was ich rate,” begann da Hagen,
“Ihr bittet Siegfrieden mit euch zu wagen
Die fдhrliche Reise; das ist der beste Rat,
Weil er von Brunhilden so gute Kunde doch hat.” (340)
Er sprach: “Viel edler Siegfried, willst du mein Helfer sein
Zu werben um die Schцne? Tu nach der Bitte mein;
Und gewinn ich mir zur Trauten das minnigliche Weib,
So verwag ich deinetwillen Ehre, Leben und Leib.” (341)
Da versetzte Siegfried, Siegmundens Sohn:
“Ich will es tun, versprichst du die Schwester mir zum Lohn,
Die schцne Kriemhilde, eine Kцnigin hehr;
So begehr ich keines Lohnes nach meinen Arbeiten mehr.” (342)
“Das gelob ich,” sprach da Gunther, “Siegfried, an deine Hand.
Und kommt die schцne Brunhild hieher in dieses Land,
So will ich dir zum Weibe meine Schwester geben:
So magst du mit der Schцnen immer in Freuden leben.” (343)
Des schwuren sie sich Eide, die Ritter kьhn und hehr,
Ihnen schuf es in der Ferne der Sorgen desto mehr,
Ehe sie die Fraue brachten an den Rhein;
Drob mussten die Kьhnen bald in groЯen Nцten sein (344)
* Von wilden Gezwergen hцrt ich Mдre sagen,
Dass sie in hohlen Bergen wohnen und Schirme tragen,
Die heiЯen Tarnkappen, von wunderbarer Art:
Wer sie am Leibe trage, der sei gar wohl darin bewahrt (345)
* Vor Schlдgen und vor Stichen; ihn mцg auch niemand sehn
So lang er drin verweile; hцren doch und spдhn
Mag er nach seinem Willen, dass niemand sein gewahrt;
Ihm wachsen auch die Krдfte, wie uns die Mдre offenbart. (346)
Der Herre Siegfried fьhrte die Tarnkappe mit,
Die der kьhne Degen mit Sorgen einst erstritt
Von dem starken Zwerge mit Namen Alberich;
Da schickten sich zur Reise Recken kьhn und ritterlich. (347)
Wenn der starke Siegfried die Tarnkappe trug,
So gewann er drinnen der Krдfte genug,
Zwцlf Mдnner Stдrke zu der im eignen Leib;
Er erwarb mit groЯen Listen dieses herrliche Weib. (348)
Auch war so beschaffen die Nebelkappe gut,
Ein Jeder mochte drinnen tun nach seinem Mut
Was er immer wollte, dass ihn noch niemand sah.
Damit gewann er Brunhild, durch die ihm bald viel Leid geschah. (349)
“Nun sag mir, Degen Siegfried, eh meine Fahrt gescheh,
Wie wir mit vollen Ehren kommen an die See?
Sollen wir Recken fьhren in Brunhildens Land?
DreiЯigtausend Degen, die werden eilends besandt.” (350)
* “Wie viel wir Volkes fьhrten,” Siegfried widersprach,
“Es lebt so grimmer Sitte die Kцnigin nach,
Das mьsste doch ersterben vor ihrem Ьbermut.
Ich will euch besser raten, Degen ihr kьhn und gut. (351)
* “In Reckenweise fahren wir zu Tal den Rhein.
Die will ich dir nennen, die das sollen sein:
Wir fahren selbvierte nieder an die See,
Die Frau zu erwerben, was uns hernach auch gescheh. (352)
“Der Gesellen bin ich einer, du sollst der andre sein,
Und Hagen sei der dritte; wir mцgen wohl gedeihn:
Der vierte das sei Dankwart, dieser kьhne Mann:
Es dьrfen andrer tausend zum Streite nimmer uns nahn.” (353)
“Die Mдre wьsst ich gerne,” der Kцnig sprach da so,
“Eh wir von hinnen fьhren (des wдr ich herzlich froh),
Was wir fьr Kleider sollten vor Brunhilden tragen,
Die uns geziemen mцchten: Siegfried, das sollst du mir sagen.” (354)
“Die allerbesten Kleider, die man irgend fand,
Trдgt man zu allen Zeiten in Brunhildens Land:
Drum lasst uns reiche Kleider vor der Frauen tragen,
Dass wir nicht Schande haben, hцrt man kьnftig von uns sagen.” (355)
* Da sprach der gute Degen: “So geh ich selber dann
Zu meiner lieben Mutter, ob ichs erbitten kann,
Dass uns Gewand bereite der schцnen Mдgdlein Hand,
So wir mit Ehren tragen in der hehren Jungfrau Land.” (356)
* Da sprach von Tronje Hagen mit herrlichen Sitten:
“Was wollt ihr eure Mutter um solche Dienste bitten?
Lasst eure Schwester hцren was euer Sinn begehrt,
So werden ihre Dienste zu dieser Hoffahrt euch gewдhrt.” (357)
Da entbot er seiner Schwester, er wolle sie sehn,
Und auch der Degen Siegfried. Bevor das war geschehn,
Da hatte sich die Schцne geschmьckt mit reichem Kleid:
Dass die Herren kamen schuf ihr wenig Herzeleid. (358)
Da war auch ihr Gesinde geschmьckt nach seinem Stand.
Die Fьrsten kamen beide; kaum war es ihr bekannt,
Da erhob sie sich vom Sitze: wie zьchtig sie da ging,
Als sie den edeln Fremdling und ihren Bruder empfing. (359)
“Sei willkommen, Bruder und der Geselle dein.
Nun mцcht ich gerne hцren,” sprach das Mдgdelein,
“Was euch Herrn geliebet, dass ihr zu Hofe kommt:
Nun lasst mich bald erfahren, was euch edeln Recken frommt.” (360)
Da sprach der Kцnig Gunther: “Frau, ich wills euch sagen.
Wir mьssen groЯe Sorge bei hohem Mute tragen:
Wir wollen werben reiten fern in fremdes Land,
Und mцchten zu der Reise haben zierlich Gewand.” (361)
“Nun sitzet, lieber Bruder,” sprach das Kцnigskind,
“Und lasst mich erst erfahren, wer die Frauen sind,
Die ihr gedenkt zu minnen in fremder Kцnge Land?”
Die Auserwдhlten beide nahm die Fraue bei der Hand; (362)
Da ging sie mit den beiden hin, wo sie eben saЯ,
Zu einem reichen Polster, wohl vernahm ich das,
Gewirkt mit guten Bildern, in Golde wohl erhaben:
Sie mochten bei den Frauen gute Kurzweile haben. (363)
Freundliche Blicke und gьtliches Sehn,
Das mochte von den beiden viel hin und her geschehn.
Er trug sie in dem Herzen, sie war ihm wie sein Leib;
Bald ward die schцne Kriemhild des kьhnen Siegfriedes Weib. (364)
* Da sprach der reiche Kцnig: “Viel liebe Schwester mein,
Ohne eine Hilfe kann es nimmer sein:
Wir wollen abenteuern in Brunhildens Land,
Da mьssen wir vor Frauen tragen herrlich Gewand.” (365)
* Da sprach die Jungfraue: “Viel lieber Bruder mein,
Kann euch an meiner Hilfe dabei gelegen sein,
So sollt ihr inne werden, dass ich dazu bereit,
Und tus mit gutem Willen,” sprach die wonnigliche Maid. (366)
* Ihr sollt mich, edler Ritter, nicht in Sorgen bitten,
Ihr sollt mir gebieten mit herrlichen Sitten;
Was euch von mir gefalle, ich bin dazu bereit,
Und tus mit gutem Willen,” sprach die wonnigliche Maid. (367)
* “Wir wollen, liebe Schwester, tragen gut Gewand:
Das soll uns schaffen helfen eure edle Hand.
Lasst eure Mдgdlein sorgen, dass es uns herrlich steht,
Da man uns diese Reise doch vergebens widerrдt.” (368)
Da sprach die Jungfraue: “Nun merkt die Rede mein:
Wir haben selber Seide: nun schafft, dass man Gestein
Uns auf den Schilden bringe, so wirken wir das Kleid.”
Dazu war Kцnig Gunther und Siegfried gerne bereit. (369)
“Wer sind die Gesellen,” sprach die Kцnigin,
“Die mit euch gekleidet zu Hofe sollen ziehn?”
Er sprach: “Unser Viere. Zwei aus meinem Lehn,
Dankwart und Hagen, sollen mit mir zu Hofe gehn. (370)
“Nun sollt ihr wohl behalten, was ich euch, Fraue, sage:
Schafft, dass ich selbvierter zu vier Tagen trage
Je der Kleider dreierlei, und also gut Gewand,
Dass wir ohne Schande rдumen Brunhildens Land.” (371)
Mit gutem Urlaub gingen die beiden Herren hin.
Da berief die Jungfraun die schцne Kцnigin
Aus ihrer Kemenate dreiЯig Mдgdelein,
Die gar sinnreich mochten zu solchen Ьbungen sein. (372)
In arabische Seide, so weiЯ als der Schnee,
Und gute Zazamanker, so grьn als der Klee,
Legten sie Gesteine: das gab ein gut Gewand;
Die hehre Kriemhilde schnitts mit eigener Hand. (373)
Von fremder Fische Hдuten Bezьge wohlgetan;
Die zu schauen fremde waren jedermann,
Bedeckten sie mit Seide, die sie sollten tragen;
Nun hцret groЯe Wunder von dem lichten Staate sagen: (374)
Aus dem Land Marokko und auch von Libya
Der allerbesten Seide, die man jemals sah
Bei kцniglichem Stamme, besaЯen sie genug:
Wohl lieЯ Kriemhilde schauen, dass sie Sorge fьr sie trug. (375)
Weil sie zu ihrer Reise so hohe Tracht begehrt,
Des Hermelines Felle, die dдuchten sie viel wert,
Darob von Kohlenschwдrze mancher Flecken lag:
Das trьgen schnelle Helden noch gern bei einem Hofgelag. (376)
Aus arabischem Golde glдnzte mancher Stein;
Der Frauen UnmuЯe war nicht zu klein.
Sie schufen die Gewande in sieben Wochen Zeit;
Da war auch Gewaffen den guten Recken bereit. (377)
Da sie bereit waren, da war auch auf dem Rhein
GleiЯiglich gezimmert ein starkes Schifflein,
Das sie tragen sollte hinunter an die See:
Den edeln Jungfrauen war von vieler Arbeit weh. (378)
* Da sagte man den Recken, es sei fьr sie zur Hand,
Womit sie reisen sollten, das zierliche Gewand.
Alles was sie wьnschten, das war nun geschehn;
Da wollten sie nicht lдnger mehr an dem Rheine bestehn. (379)
Zu den Heergesellen ein Bote war gesandt,
Ob sie schauen wollten ihr neues Gewand,
Ob es den Helden wдre zu kurz oder zu lang;
Es war von rechtem MaЯe;
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